Demokratie „Sind Sie auch ein Trittbrettfahrer?“

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Sind Sie auch ein Bürger, der die mühsamen Errungenschaften der Demokratie, wie Freiheit und soziale Absicherung, vielleicht nicht nur nutzt, sondern auch ausnutzt? Sind sie jemand, der ständig nach dem Staat schreit, diesen meistens verurteilt und doch nicht bereit ist, sich selbst zu engagieren? Ähnlich wie ein Trittbrettfahrer bei der Straßenbahn, der wohl transportiert werden möchte, aber nicht ans Bezahlen denkt? Vor circa 50 Jahren stellte ich diese provozierenden Fragen in einer kritischen Kolumne, die das Partei- und Verbandsgeschehen beleuchtete. Schon damals hätte ich mir eine bessere Beteiligung der Bürger am politischen Geschehen vorstellen können.

Wenn ich heute diese Frage wiederhole, dann tue ich dies, weil mich der Beteiligungsmangel eben an unseren wertvollen Errungenschaften mit großer Sorge erfüllt. Das Wenigste, was man von jedem wahlberechtigten Staatsbürger eigentlich erwarten könnte, ist zum Beispiel, dass er sich verpflichtet fühlte, zur Wahl zu gehen. Tatsache ist aber, dass von diesen im Schnitt circa 40 Prozent auf eine Stimmabgabe verzichten.

Wenige tragen die Verantwortung

Ich könnte mir vorstellen, dass gerade unter diesem Bevölkerungsanteil – ob berechtigt oder nicht – viele Empfänger staatlicher Hilfen sind, manchem dieser Bürger aber alles egal ist und die Hauptsache darin besteht, dass „die Kohle“ stimmt.

Wenn man darüber hinaus noch vor Augen hat, dass weniger als fünf Prozent der Wahlberechtigten einer Partei angehören, dann fragt man sich schon, wie groß ist wohl das Verantwortungsbewusstsein des Bundesbürgers gegenüber seiner wertvollen Demokratie.

Relativ wenige Aktive tragen also die Verantwortung und sollen für ihre Entscheidungen auch gerade stehen. Daneben steht allerdings noch ein respektabler Personenkreis, der jede Hochachtung verdient. Das sind die Bürger, die sich in Feuerwehren, Hilfsorganisationen jeder Art und bei vielen anderen gemeinnützigen Möglichkeiten engagieren.

Tatsache ist: Die für die Demokratie aktiven Politiker, alle gemeinnützig Engagierten – ob im Sozialbereich, Sport oder anderen Hilfsorganisationen – sind das Rückgrat oder auch Lebenselixier einer funktionierenden Demokratie. Mein Aufruf soll somit deutlich machen: „Mitmachen lohnt sich!“ Aber auch alle Achtung, wenn Sie längst ein verantwortungsbewusster Demokrat sind.

Alfred Preußner

Bensheim

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