Energiewende Windkraft ja - aber nicht in Buchenwäldern

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"GLB fordert mehr Flächen für Windkraft", BA vom 19. Mai

Die GLB möchte den Kesselberg, den Haurod und den Teufelsberg als Vorranggebiete für Windkraftanlagen aufnehmen. In dem im Betreff genannten Artikel heißt es: "Die Bergbuchenwälder des vorderen Odenwaldes werden durch kleine Lichtungen für Windkraftanlagen nicht bedroht - im Gegenteil, sie werden sogar ökologisch aufgewertet."

Dazu sehen wir, die Botanische Vereinigung Bensheim, uns gezwungen, inhaltlich Stellung zu nehmen: Unsere Bergbuchenwälder am Westhang der Bergstraße stellen eine bestimmte botanische Gruppe dar. Fast alle anzutreffenden Arten unterliegen als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) einem Schutzstatus. Die Biodiversität nimmt durch Kahlschläge tatsächlich zu. Aber dabei handelt es sich um problematische Arten, die sogenannten "Störzeiger".

Invasive Arten begünstigt

Durch die Kahlschläge werden Arten begünstigt, die dem Schutzgebiet großen Schaden zufügen. So kann man an der Straße zum Melibokus den Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) beobachten, der eingeschleppt wurde und Hautreizungen verursacht. Die Straße ist nur ein kleiner Einschnitt in den Buchenwald. Kahlschläge im Buchenwald verursachen in unserer Region grundsätzlich die Vermehrung der invasiven Arten der "Schwarzen Liste", die Probleme bereiten. Die "Schwarze Liste" wird, wie die Rote Liste der geschützten Arten, vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben.

So beobachten die Botaniker auf Kahlschlägen je nach Standort die "Störzeiger": Indisches Springkraut, Chinesischer Blauglockenbaum, Buddleja, Chinesischer Götterbaum, Kanadische Goldrute. Diese "Störzeiger" verdrängen buchenwaldtypische Arten. Pro Windrad werden ca. 0,7 Hektar Waldfläche abgeholzt - das bedeutet bei fünf Windrädern einen Kahlschlag von 3,5 Hektar. Dazu kommt noch die Abholzung für die notwendige Zuwegung. So kann eine ganze Bergkuppe kahlgeschlagen werden - je nach Anzahl der Windräder.

Besonders schützenswert

Unsere Wälder sind durch Zersiedlung und Landwirtschaft beeinträchtigt. Die noch bestehenden intakten Restbestände stehen deshalb unter Schutz. Weltweit sind Buchenwälder selten und als besonders schützenswerte, wertvolle Gebiete anzusehen. Die Buchenwälder an der Bergstraße unterscheiden sich etwas von den Buchenwäldern des Europäischen Naturerbes "Kellerwald", da hier noch wärmeliebende Arten dazukommen. Deshalb gibt es für sie eine besondere botanische Klassifikation der Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwälder.

Dazu kommt, dass die genannten Gebiete - Kesselberg, Haurod und Teufelsberg : Grundwasserkontakt-Gebiete darstellen. Man findet Quellbereiche und Quellhorizonte. Darüber hinaus kommen ökologisch wichtige Habitat-Bäume in besonderer Dichte vor.

Wir alle haben dafür eine Verantwortung, und gerade die Grüne Partei sollte ökologische Sachverhalte akzeptieren. Die Botanische Vereinigung Bensheim als gemeinnütziger Verein steht zur Beratung zur Verfügung und betreibt keine Lobby-Arbeit für eine bestimmte Gruppe (Industrie, Bürgerinitiativen) - nur für die Natur. Windkraft: ja, aber nicht in Buchenwäldern!

Annette Modl-Chalwatzis

Sprecherin der Botanischen

Vereinigung Bensheim

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Kommentar von
Joachim Schubert
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