Mannheim im Weihnachtszauber

Kunst am Baum

Wie Mannheimer Weihnachten feiern

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© Hyp Yerlikaya/privat

Diesmal ist die Vorfreude besonders groß. Die letzten drei Weihnachten haben Dietmar Brixy und sein Partner David Richardson in den USA verbracht, weil sich die Kunstmesse Art Miami im Dezember prima mit anschließenden Einzelausstellungen in renommierten Galerien verbinden ließ. Doch vor diesem Fest hat der Mannheimer Künstler beschlossen, seine Bilder alleine nach Florida zu zwei Ausstellungen zu schicken. "Mit dem Ausgang der Präsidentschaftswahl hat das nichts zu tun, der Entschluss stand lange fest", sagt er und gibt zu: "David ist Amerikaner, ich mag dieses Land, daher beobachten wir die Entwicklung dort mit einer gewissen Sorge." Gerade deswegen will er ein Zeichen setzen: Der Organisation Human Rights Campaign (HRC) hat er ein Bild gestiftet, der Erlös der Versteigerung durch die White Porch Gallery fließt in Projekte, die sich unter anderem der Gleichstellung von Homosexuellen verschrieben haben.

Spenden ist eines der Dinge, die Dietmar Brixy mit der Weihnachtszeit verbindet: "Auch wenn wir nicht in jeden Topf etwas werfen können - Weihnachten ist für mich die Zeit des Gebens, aber auch des Zur-Ruhe-Kommens." Das Jahr sei arbeitsreich gewesen, mit erfolgreichen Ausstellungen zum Beispiel in New York, Brüssel und Berlin und seiner schon traditionellen Herbst-Schau im eigenen Haus, dem Alten Pumpwerk in Neckarau. Mehr als 3500 Menschen kamen. Nun ist wieder Ruhe eingekehrt, und Brixy erzählt lachend: "Während der Ausstellung konnte ich sechs Wochen nicht malen. Jetzt bin ich ein bisschen auf Entzug." Derzeit arbeitet er an einer Installation, die er im Frühjahr der neuen Feuerwache Mannheim als Leihgabe zur Verfügung stellen wird - mehrere kreisrunde Bilder, so genannte Bubbles, über die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Zeitdruck hat er nicht, dafür aber noch andere Pläne: den Grünschnitt in seinem riesigen Garten vollenden, ein bisschen die Seele baumeln lassen bei langen Spaziergängen mit den Hunden Pearl und Bounty und natürlich den jährlichen Weihnachtsmarkt-Bummel mit den Nichten und Neffen. "Der ist in 30 Jahren nur einmal ausgefallen, weil es so gestürmt hat", erzählt der Künstler. "Ich wollte das mal einschlafen lassen, weil die Kinder ja längst erwachsen sind. Aber keine Chance: Sie legen großen Wert auf den Glühwein mit ihrem Onkel."

Das Alte Pumpwerk ist schon am ersten Advent festlich dekoriert. "David ist hier im Haus der Weihnachts-Mann", erzählt Brixy lachend, während sein Partner auf die Ecke des Wohnzimmers zeigt, in der er den Baum aufstellen wird. Vor zwei Jahren behängte er eine vier Meter hohe Tanne mit 64 Sammeltassen, für dieses Jahr hat er Kugeln ausgesucht, die er in der ganzen Welt gesammelt hat. "Da sind sehr lustige dabei, ein Weihnachtsmann, der auf einem Seepferd reitet, oder eine männliche Meerjungfrau", erzählt er, "der Baum wird sehr amerikanisch aussehen."

Gefeiert wird ebenfalls mit Bräuchen aus Deutschland und den USA - und im Kreis der Familie. "Wir waren ja fünf Kinder zu Hause", erzählt Brixy. "Da kommen einige Leute zusammen." Früher habe die Mutter Regie geführt: "Gegessen wurde an Heiligabend erst, nachdem der erste Stern aufgegangen war." Waren die Kinder zu ungeduldig, wurden sie vor die Tür geschickt, zum Sterne-Gucken. "Ich habe keine Ahnung, wie sie das immer hingekriegt hat - aber wenn wir den Stern gesehen haben, war auch das Essen fertig."

Schon abgeschlossen ist die Geschenkeplanung. "Wir schenken uns gerne Kunst, das macht man nicht auf den letzten Drücker", sagt David Richardson. Dietmar Brixy ergänzt: "Und dieses Jahr können wir auch schon vorher drüber reden, denn es ist diesmal kein Geheimnis: Wir haben uns in der gerade laufenden Ausstellung in der Prince House Gallery gemeinsam Robert Häussers wunderbares Bild 'Acker' ausgesucht." Das sei nicht immer so, verrät Richardson: "Vor ein paar Jahren haben wir es geschafft, uns gegenseitig Werke ein- und derselben Künstlerin zu schenken. Der Berliner Galerist Werner Tammen hat dichtgehalten. Die Überraschung war riesig." Ute Maag

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