Falsches Menschenbild

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Leser fragen - Chefredaktion antwortet vom 16. Januar:

"Die Erwähnung könnte Vorurteile schüren." Nach einem Vorfall greifen zunächst die "Leitlinien für die Polizei zum Minderheitenschutz", die den Vorgang verschleiern. Dann gelangt die weichgespülte Meldung der Polizei in die Zeitungsredaktion. Hier kommt der "Pressekodex gegen Diskriminierungen" zum Einsatz. Die zweimal weich gespülte Meldung wird dann eventuell in der Zeitung abgedruckt.

Kritische Leser werden bald merken, dass ihnen nicht alles berichtet werden soll. Bei dermaßen frisierten Berichten darf man sich nicht wundern, dass Begriffe wie "Lückenpresse" oder ähnliches aufkommen. Die häufige Nichtnennung der Herkunft von Tätern führt dann dazu, dass Leser auf Vermutungen angewiesen sind. Die Verheimlichung kann bewirken, dass Ausländer als Täter verdächtigt werden, obwohl es gar keine Ausländer waren. Die Verschleierungstaktik hat dann genau zu dem Gegenteil dessen geführt, wozu sie eigentlich gedacht war.

Welches Bild hat eigentlich die Politik von uns Bürgern, wenn sie glaubt, wir seien nicht mündig genug, um die Wahrheit zu erfahren? Welches Bild haben eigentlich Zeitungsredakteure von ihren Lesern, wenn sie meinen, nachdenkliche Leser würden aus vollständigen Berichten womöglich falsche Schlussfolgerungen ziehen? Da kommt ein Menschenbild zum Vorschein, das höchst bedenklich ist.

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