Zum Thema - Demonstration für freies Palästina / Artikel vom 21. Juli Gewalt in den Köpfen

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Demonstration vergangene Woche gegen die Gewalt in Gaza.

© Prosswitz

Schon im Vorfeld konnte man über den sicherlich gut gemeinten Appell gesellschaftspolitisch relevanter Institutionen unserer Stadt an die Teilnehmer der erwarteten Demonstration Free Palestine nur den Kopf schütteln. Einen demokratischen Staat, nämlich Israel und eine brutale Terrororganisation im gleichen Atemzug anzusprechen und beide gleichermaßen zum Gewaltverzicht aufzufordern, verkennt vollkommen die ständig um das Überleben ringende Situation des jüdischen Staates.

Ein absolut friedlicher Protestzug soll dann laut Mannheimer Polizei durch die Innenstadt geführt haben, so die Berichterstattung des MM. Offensichtlich habe es keine gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben. Kann dies ein Grund zur Beruhigung sein? Nein, denn Gewalt fängt in den Köpfen an, entleert sich über verbale Aggressionen und nimmt in anderen Exzessen ihren Lauf. Diese Weisheit war mehr wie deutlich bei der Mannheimer Demo wie auch bei vielen anderen Demonstrationen zum Thema Free Palestine in Deutschland zu beobachten. Mehrere Tausend Stimmen brüllten in den Quadraten das obligatorische Israel Kindermörder, begleitet von arabischen und türkischen Botschaften, ein bisschen Frieden war auch dabei, gespickt mit der Erklärung Gaza= Holocaust.

Natürlich gehörten auch zu dieser Demo antisemitische Standardsprüche. Machen wir uns nichts vor: Mannheim ist keine Insel und wird auch mit Ihrer oberflächlichen Berichterstattung zur Mannheimer Demo nicht dazu werden. Bundesweit macht sich gewaltbereiter Antisemitismus breit. Es gibt eine Fülle von antisemitischen Vorfällen bei den Demonstrationen zu diesem Thema. Wir sind mit einer gewaltigen Dimension von Antisemitismus konfrontiert, die ein entschlossenes Handeln der Politik, der Medien und der Zivilgesellschaft erfordert. Und wie in diesen Tagen auch der letzte Ignorant erkennen müsste, die permanente, oft ungerechtfertigte Israelkritik geht mit einer antisemitischen Haltung Hand in Hand, ewig Gestrige greifen sich von außen Manipulierte (Klarstellung: Israelkritik ist nicht automatisch Antisemitismus).

Der gemeinsame Nenner ist der Hass gegen jüdische Menschen, offen ausgelebt und demonstriert in diesen Tagen in unseren Städten. Wir machen uns als jüdische Gemeinschaft große Sorgen. Sorgen um unsere Existenz und die Zukunft in diesem Land unter diesen Bedingungen.

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Thomas Groß
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