Handelspolitik muss sozial werden

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Zum Kommentar "Afrika am Drücker" vom 26. Januar:

Wenn wir Fluchtgründe beseitigen wollen, um den Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika zu verringern, müssen wir keine "Grenzen besser schützen oder gar dicht machen". Der Kommentator des "MM" würde wohl den Bau einer Mauer à la Trump befürworten, wenn dies in Nordafrika möglich wäre.

Anders kann man die Worte "Grenzen dichtmachen" nicht verstehen. Auf Kooperation mit afrikanischen Staaten zu setzen, um demokratische Reformen auszulösen, klingt gut. In der Realität schließt aber die EU mit den korrupten Führungseliten der westafrikanischen Länder Wirtschaftsverträge ab, die zur Arbeitslosigkeit in diesen Ländern führt.

Fischerfamilien gehen leer aus

Beispiel Fischerei: Es gibt sieben Abkommen zwischen der EU und westafrikanischen Ländern, die den europäischen Fangflotten mit ihren Fabrikschiffen erlaubt, das Meer vor Westafrika leerzufischen. Das hat zur Folge, dass sich viele Fischerfamilien ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen können und kleine afrikanische Fischfabriken schließen müssen. Wir produzieren also die "Wirtschaftsflüchtlinge", die bei uns arbeiten wollen.

Beispiel Zucker: Die EU subventioniert seit Jahren mit Millionen Euro den Export von Rübenzucker nach Afrika. Ein Mannheimer Zuckerkonzern hat in einem Jahr über 60 Millionen Euro dafür bekommen. Ergebnis: Zuckerrohranbauende Familienbetriebe in Afrika können ihre Ware nur mit Verlusten verkaufen. Die Jugend dieser Familien sieht keine Hoffnung mehr in ihren Ländern. Sie hofft auf Europa. Wir müssen zu einer gerechteren, sozialen Handelspolitik kommen, damit Afrikaner in Afrika in Würde leben können.

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Veröffentlicht
Kommentar von
Gudrun Büscher
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