Holla, was dräut denn da - wird für Autos die Zufahrt in die Quadrate gesperrt? Wird eine City-Maut erhoben? Nein, die Durchfahrt der Bismarckstraße wird sich für Autos um maximal 30 Sekunden verlängern, die Bedingungen für Radfahrer und Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden sich deutlich verbessern.
Hört man IHK und Einzelhandelsverband, droht der Innenstadt der Tod. So ähnlich klang es auch vor 1975, als - man stelle sich diese Ungeheuerlichkeit vor! - die Autos aus den Planken vertrieben werden sollten. In der Tat folgte der Untergang so manchen Einzelhandelsgeschäftes - weil die Fußgängerzone so attraktiv war, dass große Handelsketten das Terrain eroberten und die Immobilienpreise anstiegen.
Plan aus dem Ministerium
Offenkundig betrachten Wirtschaft und Handel Radfahrer und ÖPNV-Nutzer nicht als potenzielle Kunden, jedenfalls zeigen sie ihre Missachtung recht deutlich. Dazu sei hier auf den Nationalen Radverkehrsplan des Bundesverkehrsministeriums verwiesen: "Der Radverkehr befördert die Belebung der Stadtteilzentren und Innenstädte, er stärkt somit auch den dortigen Einzelhandel. Mehr Fahrrad- und weniger Pkw-Nutzung spart Platz für hohe Aufenthaltsqualität und trägt so zu einem attraktiven, anregenden Einkaufsumfeld bei. Einzelhändler müssen dabei nicht den Verlust von Nachfragepotenzialen fürchten. Radfahrer stellen eine kaufkräftige und treue Kundengruppe dar. Um sie in die Geschäfte zu locken, soll den Hindernissen beim Einkauf auf zwei Rädern mit einem breiten Serviceangebot, komfortablen Abstellmöglichkeiten und sicheren Straßen begegnet werden. Dies erfordert das koordinierte Vorgehen von Kommune und lokalem Einzelhandel."
Ob mit oder ohne Velo-City-Event - Mannheim wird fahrradfreundlicher werden müssen, wenn Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigen und 2017 die Jubiläumsfeierlichkeiten zur Pioniertat von Karl Drais nicht zur dreisten Farce verkommen sollen.
