Zum Thema - Türkisches Viertel Statt "Ghetto" Öffnung nach draußen

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Die Diskussion um den Prozess einer Markenentwicklung für das "Türkische Viertel" in der westlichen Unterstadt scheint, schon in diesem frühen Stadium der Arbeit, auf ein großes Interesse bei der Bevölkerung zu stoßen, welches leider auch verknüpft mit großen Bedenken ist. Ich denke, diese Besorgnisse entstehen durch fehlende oder missverstandene Informationen.

Bildung einer Marke

Ich verstehe als Ziel dieses Projektes, nicht die offizielle Umbenennung eines Mannheimer Stadtteils, sondern vielmehr die Bildung einer hochwertigen Marke, die den Charme, die Vielfalt und die Vorzüge dieses Viertels hervorhebt und dieses an potenzielle Neukunden kommuniziert. Auch die Sorgen einer drohenden Ghettoisierung halte ich für unbegründet. Im Gegenteil: Was hier geschieht, ist eine Öffnung nach außen. Türkischstämmige Gewerbetreibende organisieren sich in Vereinen und Verbänden, sie Kooperieren mit der Stadt, suchen den Kontakt zu den Bewohnern und zeigen soziales Engagement. Wenn das nicht Integration ist, was dann? Ist das nicht genau das, was wir von denen fordern, die uns fremd und unheimlich sind - Transparenz? Fakt ist: Noch vor zehn Jahren glich die marode Bausubstanz des genannten Viertels einer Ruine. Durch private Investitionen der ansässigen Geschäftsleute blühen diese Häuserreihen, mit teuer sanierten Geschäften, wieder auf. Als Ergebnis dieser Investitionen gehört Klein-Istanbul (so wie die meisten Mannheimer dieses Viertel nennen) heute zu den Top-Adressen für türkische Spezialitäten in einem Einzugsgebiet von Frankfurt über Straßburg bis nach Basel.

Gebiet aufwerten

Verschwörungstheoretikern entgegen, ist dieses Projekt also kein machtpolitisches Instrument des türkischen Staates, sondern nur ein Marketingplan engagierter Geschäftsleute, das Gebiet in dem sie agieren, aufzuwerten und zu entwickeln. Ängste vor dieser Bereicherung und einer angeblichen "Okkupation" nehme ich mit Interesse zur Kenntnis. Genauso wie Chinatown und Little Italy nicht zu China und Italien gehören, kann ich jedem versichern, dass auch die G/H Quadrate im Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland bleiben werden. Im Endeffekt spielt es keine Rolle, wer dieses Viertel wie nennt. Die westliche Unterstadt bleibt ein buntes, lebhaftes und offenes Viertel in Mannheim, in der alle Kulturen und Religionen auf gleicher Augenhöhe in Frieden zusammenleben. Wenn dieses Vorhaben bewirkt, dass auch die Skeptiker einmal durch die benannten Straßen laufen, dann kann ich dieses Projekt nur unterstützen.

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