Zum Thema - Verkehr in der Fußgängerzone Straßenbahn nicht schlechtreden

Lesedauer

"MM"-Leserin Elisabeth Weber möchte auf Straßenbahnen in der Fußgängerzone nicht verzichten.

© Tröster

Ganz ehrlich: Mich nerven nicht die Straßenbahnen in der Fußgängerzone, sondern mich nerven die Klagen über die Straßenbahnen in der Fußgängerzone. Natürlich ist es mit den Baustellen im Bereich der Planken derzeit nicht wirklich toll, dort zu bummeln, aber daraus den Schluss zu ziehen, dass die Straßenbahn raus muss, ist unsinnig.

Ich bin wirklich oft in der Fußgängerzone unterwegs, und ich habe noch keine kritische Situation Fußgänger/Straßenbahn erlebt - dank der sehr umsichtig Fahrenden am Steuer der Bahnen. Auch beim Wechseln von einer Seite auf die andere hat es mich nie gestört, dass ich erst schauen musste, ob gerade eine Bahn kommt. Was für eine bessere Aufenthaltsqualität wirklich wichtig wäre, ist ein konsequentes Verhindern des Autoverkehrs in der Fußgängerzone.

In München habe ich bei Besuchen der Fußgängerzone noch nie Autos gesehen. Darum hat mich interessiert, wie dort die Regelungen sind, denn dort gibt es wie in Mannheim auf beiden Seiten der Fußgängerzone Straßen, in denen Autos fahren dürfen. Das Ergebnis: Der Lieferverkehr für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen ist auf die Zeit 22.30 bis 10.15 Uhr beschränkt! Ausnahmen werden nur "in zwingend notwendigen Einzelfällen und zeitlich auf ein Minimum befristet" gemacht. Das wäre doch mal ein Beispiel, dem man nacheifern könnte.

Alle Kritiker des Straßenbahnverkehrs sollten sich überlegen, welche Konsequenzen ihr Wunsch hat: Keine Bahn in der Fußgängerzone heißt, dass weder in der Breiten Straße noch auf den Planken Züge fahren können. Auf die Haltestellen am Paradeplatz könnte allerdings - trotz Fußgängerzonenbereich - nicht vollständig verzichtet werden, weil sonst auch die Strecke Rathaus - Rheinstraße nicht mehr bedient werden könnte, sprich: die Haltestellen Schloss und Paradeplatz in der Breiten Straße sowie die Abbiegemöglichkeit Richtung Rathaus müssten erhalten bleiben.

Die Haltestellen Strohmarkt und Marktplatz würden vollständig entfallen, und die "Außenhaltestellen" Wasserturm und Abendakademie fielen zumindest an ihren derzeitigen Standorten weg. Man sollte mal die Nutzer der Bahnen fragen, was sie von dieser Verschlechterung des Zugangs zur Innenstadt und speziell zu den Fußgängerbereichen halten.

Auch die Geschäftsleute dürften nicht begeistert sein. Mannheim hat das Glück, dass seine Fußgängerzone - anders als in Heidelberg - breit genug für Bahn und Fußgänger ist, und sollte mit diesem Pfund wuchern, statt es schlechtzureden.