Zum Thema - Augustaanlage / Artikel vom 18. Mai Volksnahes Naturgefühl fehlt

Lesedauer

Bürger spazieren nach der Eröffnung der Augustaanlage über den neuen Weg auf dem Mittelstreifen der Allee in der Oststadt. Unser Leser Bolko Kirschner vermisst hier das volksnahe Naturgefühl.

© Tröster

Die Augustaanlage wurde feierlich eröffnet von allen, die in unserer Stadt Rang und Namen haben. Auch mein Dank soll denen gelten, die mit großen und auch kleinen Spenden eine Neubepflanzung der Bäume ermöglicht haben. Natürlich ist es zu begrüßen, dass man den optischen grünen Eindruck am Eingang Mannheims erhalten hat, doch wer hier von einer Flaniermeile spricht, auf der man sich zu einer kurzen geselligen Zusammenkunft treffen könnte, der hat das Verb "flanieren" nicht so recht begriffen.

Und doch sollte der Weg zu einer der schönsten Jugendstilanlagen Europas durchaus dieses Prädikat verdienen, leider ist dieser Teil mit seiner kerzengeraden Nüchternheit ohne jeglichen Charme, so völlig verfehlt worden. Die Neubepflanzung hätte den Gartenbauarchitekten eine Möglichkeit gegeben, etwas mehr volksnahes Naturgefühl zum Verweilen in kleineren Nischen oder Rondellen zu locken, in denen auch mal zwei Bänke mit Tisch sich gegenüberstehen, an denen sich die vielen, dort berufstätigen Bürger zur Mittagspause treffen könnten. Die jetzt entstandene kerzengerade "Landebahn" für Kleinflugzeuge, mit den symmetrisch links und rechts eingelassenen Leuchten, den überaus unschönen, ungemütlichen Bänken ohne Lehnen haben und werden auch in Zukunft niemanden zum Flanieren und erst recht nicht zum Verweilen einladen.

Dieses, wie in vielen europäischen Städten anzutreffende Konzept einer parkähnlichen Allee hätte so manch einem ein kleines Stück Naherholung mitten in der Stadt gegeben. Und die Idee des Freundeskreises des Planetariums wäre dann noch ein interessantes und schönes I-Tüpfelchen auf einer der Natur näherstehenden Gestaltung gewesen. So wird unsere so schöne Augustanlage weiterhin ein Teil der Stadt bleiben, an dem man schnell die Straße überqueren kann und der in den Morgen- und Abendstunden als Hundeklo sehr begehrt ist und damit wenigstens etwas Leben unterhalb der Bäume erweckt wird. Vor einigen Jahren habe ich mal geschrieben, dass die Mannheimer Kulturmeile eines natürlichen Todes sterben würde und so ist es wohl auch gekommen. Unsere Flaniermeile jedoch, wird leider nie zu einem rechten Leben erwachen, weil es da nur wenige geben wird, die einen solch nüchternen Treffpunkt zu ihrer Entspannung aufsuchen werden. Eine technisch perfekte, lieblose Strecke, die dann gottlob immer noch in den romantischen, anheimelnden Gärten des Wasserturms endet.

Mehr zum Thema

Geselligkeit (mit Fotostrecke) Bummeln durch die Lampertheimer Höfe

Veröffentlicht
Mehr erfahren