Lobenswerterweise bemüht sich der "MM" mit seinem doppelseitigen Beitrag um eine Versachlichung der Buga-Diskussion. Dies allein wird aber gewiss weder die Diskussionen beenden noch der letzte - einschließlich der Leserbriefe - Beitrag zu diesem Thema sein.
Was überraschenderweise hier so gar nicht auftaucht, ist die Kostenfrage. Erst auf der nächsten Seite des "MM" wendet man sich der Haushaltslage zu und wird dergestalt gespannt sein dürfen, mit welchen Summen der OB und die Befürworter Rotwild, den Wasserturm, Parkbänke und -plätze, diverse Rasenflächen, das Rathaus, sonstige Kunstschätze und Museumsstücke bilanzieren. Über diese Summen kann man dann zwar eifrig diskutieren und wieder einmal vom Kern abschweifen, aber man wird nicht dauerhaft übersehen können, dass die Buga jedenfalls einige zig Millionen Euro kosten wird.
"Für die Ewigkeit"
Und dass das Haushaltsdefizit in Mannheim immer noch ganz erheblich sein wird, kann man bei aller Herumrechnerei wohl auch nicht wegrechnen. Und damit sind wir bei dem, was viele allgemein bei diesem Projekt so und vorrangig umtreibt: die Folgekosten. Diese spielen nicht nur direkt eine Rolle, sondern fallen noch mehr ins Gewicht, wenn man erkennen muss, dass man sich leider doch bei Verkehrsführung, Kosten, Luftzufuhr, Bebauung, Besucher, Naturschutz etc. "verplant" hat. Genau dann wird es wegen fehlendem Geld keinen Rückbau geben können. Und die finanziellen Einschränkungen und sonstige Folgekosten werden für die Bürger und deren Kinder wohl Ewigkeitsbestand haben.
Wie wackelig das ganze Projekt ist, kann man dem gesamten Verlauf der Planungen, der Fragestellungen und den angebotenen Problemlösungen entnehmen. Ein wilder Wille - egal, wie's geht: Es muss! Und der gegenwärtige Zwischenstand mit einem fragwürdigen Bürgerentscheid, einer ausufernden Grundsatzdebatte, die nun durch Partei-Mitglieder-Befragungen befriedet werden soll, macht es in meinen Augen gerade nicht viel besser. Diese Verfahren mit einigen Parteimitgliedern erinnern mich eher an das Preußische Dreiklassenwahlrecht oder an eine bolschewistische Räterepublik. Und dabei ist es egal, wie einige wenige Mannheimer die Dinge sehen. Der einzig legitime und demokratisch akzeptable Weg wäre, endlich eine neue Bürgerbefragung unter Offenlegung aller Planungs-, Kosten- und Klimadaten und auch die weiteren Planungen zwischen der Feudenheimer Allee und dem Neckar (dass sich da auch etwas tun soll, wird unter der Decke gehalten) durchzuführen. Dabei müsste allerdings klargestellt werden, dass zwischen Befürwortern und Gegnern Chancengleichheit gewahrt wird.
Zu diesem Schritt hätte man sich früher entschließen können und sollen, als klar war, dass die Au mit Straße und Landschaftsschutzgebiet geopfert werden soll und die Planung zu einem umfassenden "Eingriff" ausartete. Die bisher schon angefallenen Kosten hätte man sich so vermutlich sparen können. Die bisherige Diskussion hat eine Fülle von Problemen aufgezeigt, aber es bleibt auch noch vieles, was man durchaus im Rahmen der Konversion und ggf. auch einer Buga noch umsetzen könnte. Nur nicht eben so, wie es auf dem Tisch liegt. Aspekte: Sicher könnte man die Au attraktiver und "grüner" gestalten; Parkplätze und Besucherströme für eine Buga, wie? Eintritt nach Ende Buga? Durchfahrt für Fahrradfahrer? Und so weiter. Wenn derart offen, demokratisch und bürgernah über die jetzige Planung abgestimmt würde, könnte man jedenfalls zwischen vernunftorientierten Zeitgenossen die aufgerissenen Gräben wieder einebnen.