Was tun "Angeber" für die Gesellschaft?

Lesedauer

Die Polizei ist in der Mannheimer Innenstadt (hier die Fressgasse) gegen Autofahrer vorgegangen, die ihre Auspuffanlage manipuliert hatten.

© Tröster

Zu der gemeinsamen Aktion von Polizei und Stadt Mannheim gegen PS-Poser und Raser vom 16. und 17. August:

Was mich bei der Aktion dieser PS-Protzer ärgert, ist die Tatsache, dass erst durch das "Anregen" der Bevölkerung und der medialen Aufbereitung diese Fahrer mit ihren Autos aus dem Verkehr gezogen werden. Die Polizei ist präsent und kontrolliert so viel (beispielsweise Fahrradfahrer wegen ihrer Leuchtmittel), aber diese lauten Autos können Monate herumfahren und eine Ordnungswidrigkeit begehen, ohne dass man sich um sie kümmert. Ronald Zeller, Maxdorf

Wie schön, dass die Polizei endlich vom Baum der Erkenntnis genascht hat. Nach Jahren des Terrorisierens der Innenstadtbevölkerung durch grimmig blickende junge Männer in Fahrzeugen mit verändertem Auspuffsystem hat die Polizei nun in einer Pressekonferenz verkündet, endlich aktiv gegen die sogenannten Poser durch Verkehrskontrollen vorzugehen. Dass das erst jetzt geschieht, ist meines Erachtens nach eine Schande, da hätte man auch früher darauf kommen können. Ich kann mich erinnern, dass ich vor fast 50 Jahren auf meinem Mofa (gefühlt) täglich von der Ordnungsmacht kontrolliert wurde, da man regelmäßig leistungssteigernde Maßnahmen an meinem Fortbewegungsmittel vermutete.

Auch wenn man Jahre später die Prüfbescheinigung für die Sportauspuffanlage beim VW Käfer nicht dabei hatte, gab es sofort einen heftigen Strafzettel. Nachdem die Polizei nun endlich die normalen, ihr zustehenden Möglichkeiten nutzt, kann man ihr nur zurufen: Weiter so! Rudolf Götz, Mannheim

Ja, mehr sein als scheinen. Dieses tugendhafte Prädikat hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Inzwischen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich dies in "mehr scheinen als sein" gewandelt hat. Einer Ihrer Facebook-Schreiber hat sich kürzlich darüber mokiert, dass eine gewisse Neidkultur gegenüber Menschen, die mit großen lauten Autos oder Motorrädern ihre Umwelt terrorisieren, breitgemacht hat. Wie falsch!

Autos besitzen heute, wie mehrere soziologische Studien herausgefunden haben, immer weniger an Prestige, weil jeder, der den Hang zu großen Wagen hat, diese auch mieten oder leasen kann. Das heißt, Rückschlüsse auf sein pekuniäres Vermögen lassen sich daraus nicht erschließen.

Nein, heutzutage legen immer mehr Menschen, vor allem Junge, ihr Gewicht auf moderne Sachen wie Smartphones, PCs, Pedelecs und vieles mehr. Gesellschaftliches, soziales und familiäres Wohlbefinden gewinnen überwiegend mehr an Bedeutung. Also müssen sich die Herren "Angeber" mal fragen lassen: Was haben Sie für die Gesellschaft getan? Nur fordern, aber nichts geben. Nur das eigene Ego. Vielleicht, und ich erdreiste mich zu fragen: Hat das auch mit charakterlichen Defiziten zu tun, seine gewisse Minderwertigkeit zu übertünchen?

Vielleicht sollten sich die jungen Herren, Damen sind offensichtlich nicht oder kaum dabei, einmal überlegen, wie lächerlich ihr Posing ist. Leider sind manche unbelehrbar und betrachten sich als die Größten. Wolfgang Epp, Mannheim

Sehr geehrter Herr Mehmet Ceri, im "MM" vom 17. August "Denkzettel für diese Typen" werden Sie mit folgenden Worten zitiert: "Es ist schon lächerlich, was einige hier von sich geben, nur weil sie eifersüchtig auf diejenigen sind, die teure Autos fahren". Und weiter: "Ein M3 oder ein AMG ist halt laut, sollen wir unsere Auspuffanlagen vollstopfen, wenn wir durch Mannheim fahren?"

Sehen Sie, Herr Ceri, genau darum sind besonders die bestens integrierten toughen Jungs mit Doppel- oder Einfach-Pass bei den neidischen Nachbarn so beliebt: Sie sind nicht laut, sind nicht aggressiv, nicht überheblich, rücksichtsvoll, höflich, dürfen manchmal die Autos ihrer Väter mit dezenter Musik durch Nebenstraßen steuern und müssen abends das Taschengeld der Mutter vorzählen. Sie vermitteln nicht den Eindruck, in der 82. Provinz ihrer Vorfahren zu leben und alles tun und lassen zu dürfen, nur weil sie es können. Wer sollte denn da meckern? Jürgen Althoff, Ludwigshafen

Mehr zum Thema

Innenstadt 100 Tage Mannheimer Verkehrsversuch - das sagen Betroffene

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Auto Ford schickt Puma Hybrid-Allradler zur Safari

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Abendupdate Die Nachrichten des Tages für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Mehr erfahren