Wie Leser die Ausgabe "Ein Jahr Flüchtlingskrise" bewerten

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So sah die Titelseite des "MM" am vergangenen Samstag aus.

© MM

Zur Ausgabe vom 27. August:

Mir reicht, was ich in diesem Jahr der Flüchtlingskrise selbst erlebt habe. Es reicht mir total! Euren übertriebenen Einjahresbericht über Flüchtlinge benötigen wir Deutsche nicht. Wir sind keine Wiederkäuer. Inzwischen ist in Deutschland so vieles in Unordnung, über das geschrieben gehört. Schreiben Sie lieber oder machen Sie Recherchen über die deutsche Bevölkerung, welche das ganze Jahr Opfer gebracht hat für diesen Satz "Wir schaffen das".

Wir können es nicht mehr hören. Milliarden Euro von uns Deutschen mit unseren Steuern bezahlt. Nicht Berlin hat bezahlt - nein, wir! Die Flüchtlingskrise dauert nun ein Jahr, sie wird nie enden. Generationen werden noch über Merkels Entscheidungen debattieren und sich ärgern. Deutschland befindet sich auf dem Weg der Destabilisierung - der Islam will die Weltherrschaft - nur dieser eine Satz genügt, um die Lage einzuschätzen: Auf einmal waren wir ein Einwanderungsland. Felicitas Blum, Ludwigshafen

Zu Ihrem Kommentar möchte ich mich nicht weiter äußern, außer zu dem letzten Absatz, indem Sie den Flüchtlingsstrom mit der Wiedervereinigung verglichen haben. Dieser Vergleich hinkt gewaltig, als wenn Sie Brathering mit Ananas vergleichen. Äpfel mit Birnen reicht hier noch nicht mal aus. Die Menschen aus dem Osten sprachen unsere Sprache, konnten lesen und schreiben. Nicht alle kamen nach Westdeutschland und die, die kamen, hatten eine Ausbildung und konnten hier einigermaßen problemlos Arbeit finden. Der kulturelle Hintergrund war der gleiche, und wir mussten ihnen nichts zu unserer Lebensweise erklären. Es wäre ehrlicher, wenn man zugeben würde, dass es heute mit dem Migranten wesentlich schwieriger werden wird oder vielleicht sogar unmöglich. Christa Brand, Mannheim

Auch als Nicht-Merkel-Anhänger bin ich der Meinung, sollten wir es nicht schaffen, liegt es nicht zuletzt an den vielen Mitmenschen, welche sich einfach nur querlegen. Sicherlich hat eine große Anzahl vergessen, was andere in schlechten Zeiten für unser Volk getan haben. Rückbesinnung wäre angebracht. Erwin Ziehm, Mannheim

Anlässlich des Jahrestages der Grenzöffnung machen sich nicht nur Redakteure und Politiker, sondern zwangsläufig auch die Bürger ihre Gedanken. Im Asylgesetz wird festgelegt, dass einem Ausländer ein Schutz nach deutschem Recht als Flüchtling zuerkannt wird, wenn der Schutzsuchende aus begründeter Furcht vor Verfolgung wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe nach Deutschland kommt. Es müsste eigentlich allen Entscheidungsträgern und Diskutanten in dieser Frage klar sein, dass damit weder Krieg an sich, noch Hunger an sich, noch sonstige unerträgliche Lebensverhältnisse einen Status als Asylant oder Flüchtling rechtfertigen können. Gerechtfertigt ist dieser Schutz eben nur, wenn der Betroffene - und eben genau er selbst als Individuum - aus den genannten Gründen verfolgt und bedroht wird.

Davon kann allerdings in den allermeisten Fällen gerade keine Rede sein. Ein Krieg, von dem ein Flüchtling genauso willkürlich betroffen ist wie möglicherweise Tausende andere auch, ist eben kein individueller Grund. Man muss hier besonders streng zwischen menschlicher Anteilnahme und staatlichem Auftrag unterscheiden. Man muss die Regel sehen und kann dann sicherlich Ausnahmen schaffen. Aber spätestens dann sind auch deutsche Staatsinteressen in ausreichendem Umfang zu würdigen.

Rechtliche Grenzen einhalten

Dass gerade der deutsche Staat in ethischen Fragen besonders gefordert ist, steht außer Frage. Umso mehr ist zu fordern, dass die rechtlichen Grenzen eingehalten werden. Das mag zwar hart klingen, aber nur mit diesem Verständnis, das sich eindeutig aus dem Gesetzestext ergibt, kann der deutsche Staat dann auch angemessen mit der Situation umgehen. Das Versagen wird noch deutlicher werden.

Die rechtliche Situation hat Frau Merkel einigermaßen ungeschickt gegenüber einem weinenden Kind klargemacht. Aber die richtige Reaktion war dann gewiss nicht ihre einige Wochen später folgende komplette Abkehr und Umdeutung im Sinne eines "Wir schaffen das". Das war und ist immer noch ein selbstherrliches Zurechtrücken deutscher Staatsinteressen ohne jegliches politisches oder rechtliches Mandat. In jedem Fall ist und bleibt einzig eine Einzelfall-Prüfung und nicht eine diffuse Willkommenskultur mit massenhafter Einwanderung die Richtschnur für rechtliche Entscheidungen. Auf diesen Aspekt muss endlich einmal deutlich hingewiesen werden, da der Deal mit der Türkei aufgrund des allgemeinen Verhältnisses auf mehr als wackeligen Füßen steht. Selbst Kritiker der gegenwärtigen Politik übersehen in unbegreiflicher Weise die rechtlich eindeutigen Vorgaben. Roland Weber, Mannheim