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Inklusion: Im Mannheimer Restaurant "Landolin" wird das Miteinander gelebt

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Die Mitarbeiter im Restaurant "Landolin" ergänzen sich gut.

© Troester/A

Die Unerschütterlichkeit, mit der ihr Mitarbeiter Markus Stock dem Stress und der Hektik im Restaurantalltag begegnet, ringt Ute Buß auch nach Jahren noch Bewunderung ab. Die Leiterin des Mannheimer Restaurants "Landolin" beschäftigt sechs Mitarbeiter mit körperlicher oder geistiger Behinderung - immerhin die Hälfte ihrer Belegschaft. "Gerade Autisten sind mit ihrer Ruhe und ihrem guten Gedächtnis ein Mehrwert in der Gastronomie", betont Buß, die bereits in ihrer früheren Tätigkeit in einem Hotel in jedem Lehrjahr einen Auszubildenden mit Autismus beschäftigt hat.

2015 eröffnete das vom Caritasverband getragene und nach einem früheren Mannheimer Pfarrer benannte Restaurant seine Türen. Serviert wird neben gut-bürgerlicher Küche auch Kaffee und Kuchen, zudem kocht die Belegschaft täglich 80 Mahlzeiten für das im Haus befindliche Pflegeheim.

Dass der Arbeitsalltag mit den branchenüblichen Schwankungen der Arbeitsbelastung und der Arbeitszeiten nicht immer reibungslos funktioniert, möchte Ute Buß nicht in Abrede stellen: "Das ist schon manchmal eine Herausforderung", bekennt die Restaurantleiter, sie betont jedoch auch: "Insgesamt funktioniert das super. Zwei Mitarbeiter sind von Anfang an dabei und sehr stolz auf das, was sie erreicht haben." Jeder der behinderten Mitarbeiter hat im Vorfeld eine "Arbeitsplatzerprobung" durchlaufen, um die Eignung für eine Tätigkeit im "Landolin" und die Stressresistenz zu testen. Dabei hilft die enge Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern der Caritas sowie mit dem Integrationsfachdienst (IFD) Mannheim, die als Vermittler von Arbeitskräften sowie zur Unterstützung tätig sind. Wichtig sei jedoch auch die Zustimmung des sozialen Umfelds der Mitarbeiter. Ute Buß betont: "Ohne diese Unterstützung geht es nicht."

Bei den Besuchern kommt das Konzept indes sehr gut an. "Manche Gäste kommen bewusst, weil sie unseren Ansatz unterstützen möchten", berichtet Ute Buß. "Doch viele kommen vor allem deshalb, weil es ihnen gut schmeckt und der Service ausgezeichnet ist." Dass das "Landolin" ein Pionier sein kann, davon ist die Restaurantleiterin überzeugt. "Es ist wichtig, dass jeder Mensch eine Aufgabe hat. Leider gibt es zu wenige Betriebe, die das fördern", so Ute Buß. Berührungsängste und die Hemmschwelle einer umfangreichen Bürokratie sieht sie als Hauptgründe dafür an. Sie selbst steht deshalb gerne anderen Unternehmen zur Seite, die dem integrativen Konzept des "Landolin" folgen möchten. imp

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