Im Internet vereint

Von 
Ulla Cramer
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Mit dem Einparken hat die junge Frau im Fernsehspot kein Problem. Doch das Formular einer Versicherung im Internet betrachtet sie eher ratlos. "Einparkhilfen kennen Sie, Ausfüllhilfen sollten Sie kennenlernen", wirbt eine sympathische Stimme für eine neue Beratungslösung des Online-Versicherers CosmosDirekt. Sie erweitert den persönlichen Kundenkontakt per Telefon um eine gemeinsame Ansicht am PC per Internet.

synchronite

  • Geschäftsführende Gesellschafter von synchronite sind die Wirtschaftsinformatiker Christian Thum (30), der für den Bereich Produkt und Technologie zuständig ist, und Stefan Seedorf (34), der für die Bereiche Business Development, Marketing und Vertrieb verantwortlich zeichnet.
  • Das Start-up gewann schon zahlreiche Preise. Auf der CeBIT 2012 konnte sich synchronite als einer der 50 Finalisten des CODE_n Awards der Öffentlichkeit präsentieren und wurde als eine der zehn besten Businessideen ausgezeichnet.

Die entsprechende Software dafür haben die Wirtschaftsinformatiker Christian Thum und Stefan Seedorf entwickelt, die 2012 für die Vermarktung ihres Produkts in Mannheim die Firma synchronite gründeten. "Das Problem kennen wir doch alle", sagt Stefan Seedorf. "Am Telefon wird ein Versicherungsvertrag diskutiert, viele Fragen werden gestellt, zahlreiche Details müssen geklärt werden. Und dann sind die Antragsformulare doch falsch ausgefüllt, und die Arbeit beginnt wieder von vorne."

Die Lösung des Problems: Co-Browsing. "Hier haben beide Gesprächspartner dasselbe Formular auf dem Bildschirm und können parallel per Chat oder am Telefon alle anstehenden Fragen beantworten", erklärt Christian Thum das Vorgehen. "Komplexe Antragsformulare können direkt während des Telefonats vom Berater ausgefüllt werden. Der Kunde kann sich entspannt zurücklehnen."

Das Alleinstellungsmerkmal der Software aus dem Hause synchronite: Die Entwicklung der jungen Wissenschaftler ermöglicht die gemeinsame Interaktion mit Webinhalten ohne Vorbereitungszeit, denn es muss keine sogenannte Screensharing-Software installiert werden.

Es war Christian Thum, der sich als Werkstudent in der IT-Abteilung einer Mannheimer Unternehmensberatung dieses Konzept ausdachte. Das Führen von Online-Interviews, Teil seines Aufgabenbereichs, gestaltete sich sehr aufwendig und zeitintensiv. Es erwies sich als schwierig, komplexe Sachverhalte zu erläutern. Bestrebt, eine kostensparende und zugleich einfache Lösung zu finden, hatte Thum eine Idee: Es wäre doch perfekt, wenn es dem Befragten möglich wäre, auf einer Website unmittelbar - also in Echtzeit - zu beobachten, wie der Interviewer die gegebenen Antworten in den Fragebogen einträgt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass sich die Angaben unverfälscht im Fragebogen wiederfinden.

Thum entwickelte die zur Umsetzung benötigte Technologie im Rahmen seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik III der Mannheimer Universität weiter und holte Stefan Seedorf, der im gleichen Institut arbeitete, mit ins Boot. Unterstützt wurden sie vom Inhaber des Lehrstuhls, Martin Schader - auch bei ihrem Antrag für die Aufnahme in das Förderprogramm "Junge Innovatoren" des Landes Baden-Württemberg. Es hilft wissenschaftlichen Mitarbeitern von Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen, sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von technologisch hochwertigen Produkten und Verfahren selbstständig zu machen. Der Antrag war erfolgreich und Schader übernahm auch die Rolle des Mentors. "Dies gab den Ausschlag für unsere Entscheidung, uns 2012 selbstständig zu machen", sagen Thum und Seedorf. "Denn 'Junge Innovatoren' finanzierte von Mitte 2011 bis Juni dieses Jahres für jeden von uns eine halbe Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter und so konnten wir uns ganz auf unser Gründungsvorhaben konzentrieren."

Doch inzwischen hat synchronite die ersten Hürden genommen. "Im Juni sind wir von unseren Räumlichkeiten in der Universität in das Mafinex-Technologiezentrum im Glückstein-Quartier umgezogen und haben unser Team um zwei Mitarbeiter aufgestockt", berichtet Thum. Und auch die Kundenliste konnte um zwei renommierte Firmen ergänzt werden - ein regionales Kreditinstitut nutzt die Mannheimer Co-Browsing-Software ebenso wie der Support eines deutschen Mobilfunkanbieters. Ein Vertrag mit dem ersten großen internationalen Kunden steht kurz vor der Unterzeichnung.

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