Pfenning Logistics lagert in Heddesheim sowohl Chemikalien als auch Lebensmittel.

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Von 
Barbara Klauß
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Pfenning Logistics lagert in Heddesheim sowohl

Chemikalien als auch Lebensmittel

© Rinderspacher

Eine riesige Halle voller Regale. Meterlang reihen sie sich aneinander, bilden lange Fluchten. 14 Meter hoch ragen die Stahl-Konstruktionen bis unter die Decke, gefüllt mit weißen Kunststoffsäcken, sogenannten Big-Bags, und blauen Fässern. Neonröhren tauchen die fensterlose Halle, zusammengesetzt aus rund 400 grauen Beton-Fertigteilen, in weißes Licht. Leise surrend fahren kleine gelbe Stapler vorbei, nehmen Paletten auf, auf denen weiße Säcke liegen, und sausen davon.

Zu Gast bei Pfenning Logistics in Heddesheim. Hier, in einer von zwölf Hallen, lagert das Logistikunternehmen Chemikalien für einen Chemiekonzern, verschickt sie von hier aus in die ganze Welt.

Welche Gefahrenstoffe in die Hallen dürfen, ist in einer Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes geregelt. Erlaubt sind etwa Stoffe der Klasse 8. "Diese Stoffe können zu Verätzungen führen, wenn sie auf die Haut gelangen", erklärt Geschäftsführer Uwe Nitzinger. Außerdem Stoffe der Klassen 9a und 9b, die "umweltgefährlich" sind.

Die Lagerung ist mit Auflagen verbunden. So ist etwa der Boden der Halle komplett mit Folie ausgekleidet. Am Rand steigt er kaum merklich an, so dass Wasser im Fall der Fälle nicht hinaus fließen kann. An den Regalen sind Spinkler-Anlagen angebracht, die jede Ebene mit Wasser besprühen können.

Die logistische Herausforderung hier: "Es gibt keine einheitliche Verpackung", erklärt Nitzinger. In manchen Regal-Ebenen stehen Big-Bags, die bis zu 1350 Kilogramm wiegen und maximal 1,60 Meter hoch sind. Darüber und darunter blaue Plastik-fässer, die höchstens 200 Liter fassen, und Stahlfässer für 220 Liter, die etwa einen Meter hoch sind. Häufig ändern sich Produkte und Verpackungen. Dann muss das Höhenraster der Regale angepasst werden, um keinen Platz zu verlieren. "Denn Platz ist das, was der Kunde bezahlt. Da haben wir nichts zu verschenken", erklärt Nitzinger.

Ganz unterschiedliche Waren kann Pfenning in Heddesheim lagern - Chemikalien ebenso wie Lebensmittel. Möglich ist das auch aufgrund der zwei getrennten Baukörper. Auf der nördlichen Seite reihen sich sieben Hallen mit einer Gesamtlänge von 650 Metern und einer Fläche von 65 000 Quadratmetern aneinander, gegenüber liegen fünf Hallen, insgesamt 450 Meter lang mit einer Fläche von 45 000 Quadratmetern. Getrennt sind sie durch einen 65 Meter breiten asphaltierten Hof.

In der ersten Halle auf der Nordseite stehen zwei 50 Meter lange Förderbänder. Darauf: Kopfkissen, Damen-Strickpullover und Kinder-Schlafanzüge. Ware, die ein Discounter bis vor Kurzem auf einer Sonderverkaufsfläche angeboten hat. Am Band stehen Mitarbeiter, die Stück für Stück herunternehmen und sortieren: Pullover zu Pullovern, Schlafanzug zu Schlafanzügen. Dann werden sie in Kisten verpackt und mit Folie umwickelt. In der Halle nebenan stehen sie so lange, bis Strickpullover oder Schlafanzüge wieder im Angebot sind.

Bis zu 160 Mitarbeiter arbeiten hier pro Schicht im Dreischichtbetrieb. In diesem Bereich müsse man flexibel sein, meint Nitzinger "Am Donnerstag wissen wir, wie viel Ware in der Woche drauf kommt." Es gebe gewisse Korridore. Entscheidend sei aber auch, was für Ware komme. Kleinteiliges, wie etwa Schuhe, sei zeitaufwendiger.

Eine Halle weiter stehen tausende Trinkbeutel, in Kisten verpackt, und warten auf ihre Auslieferung. Von Hand stellen Mitarbeiter die Paletten den Wünschen der Kunden entsprechend zusammen: zwei Lagen Orange, eine Multivitamin, dann wieder Orange. Oder umgekehrt.

Theoretisch würde in vier dieser Hallen alles vollautomatisch funktionieren. An den Laderampen beginnt eine 1000 Meter lange Elektrobodenbahn, auf der die Ware nach dem Ausladen in die Halle gefahren werden kann. Ein Scanner prüft, ob die Bezeichnung stimmt, eine Waage, ob die Menge korrekt ist. Dann fahren Elektrobodenbahn-Fahrzeuge die Paletten an den Platz in der Halle, an dem sie gelagert werden sollen. Bis zu 774 Paletten können so innerhalb einer Stunde über die gesamte Halle verteilt werden.

Eingebaut hat Pfenning diese Technik für einen ehemaligen Großkunden. Ebenso wie die Kühltechnik, mit der die vier Hallen konstant auf 15 Grad Celsius gehalten werden können. "Die klassische Schokoladen-Temperatur", wie Nitzinger sagt. Für diesen Kunden wurden hier hauptsächlich Schokolade und Kekse aber auch andere Lebensmittel gelagert. Doch Anfang September 2013 beendete er die Zusammenarbeit mit Pfenning nach rund eineinhalb Jahren.

Einen neuen Großkunden hat der Logistiker seither nicht gewonnen. Dennoch seien die Hallen inzwischen wieder zu 90 Prozent ausgelastet, erklärt Nitzinger. Damit sei das erste Ziel erreicht - "die Hallen voll zu machen".

Die aufwendige Technik allerdings braucht Pfenning derzeit nicht. Für das automatische Verfahren müssen sogenannte "schnelldrehende Konsumgüter" in hoher Anzahl da sein, so Nitzinger - also Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oder Hygieneprodukte. Sonst lohne es sich nicht. Nach Kunden, für deren Waren die Technik genutzt werden könnte, sucht Pfenning nun. "Die Investitionen müssen sich ja auch rechnen."

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