"Transparenz ist eine hohe Kunst"

Andreas Leonhard, Geschäftsführer der Social Media Akademie, über die Bedeutung von sozialen Medien. Von Karin Urich

Lesedauer: 

Herr Leonhard, wie haben soziale Medien die Gesellschaft verändert?

Andreas Leonhard

Andreas Leonhard (42) ist Gründer und Geschäftsführer der webculture GmbH, die die Social Media Akademie betreibt.

1999 gründete er mit zwei Partnern zunächst die Agentur Quasar Communications (heute edenred). Nach dem Verkauf der Agentur an die Acor-Gruppe im Jahr 2007 gründete er die Kreativagentur Passion People, die vor drei Jahren mit der Social Media Beratung von Unternehmen begann.

Außerdem ist Leonhard als Business Angel bei verschiedenen Internet-Start-ups engagiert. kur

Andreas Leonhard: Der Kernpunkt ist, dass über soziale Medien auf allen gesellschaftlichen Ebenen Informationen ans Tageslicht kommen, die bisher im Dunkeln blieben, und diese rasend schnell verbreitet werden. Das sorgt dafür, dass Prozesse in der Politik und der Wirtschaft transparenter werden. Dadurch haben zum Beispiel Verbraucher die Möglichkeit, sich vielfältig über Produkte zu informieren, diese zu bewerten und ihre Kaufentscheidung danach auszurichten. Damit leisten die sozialen Medien auch einen Beitrag dazu, dass fairer gewirtschaftet wird.

Welche Auswirkungen hat das auf Unternehmen?

Leonhard: Es hat vor allem Auswirkungen auf die Unternehmenskommunikation. Firmen können nicht mehr steuern, dass die Informationskanäle innerhalb des Unternehmens wirklich geschlossen bleiben. Daten, Fakten und deren Bewertungen dringen über soziale Medien nach außen und werden öffentlich diskutiert. Dieser Wandel wirkt sowohl nach innen als auch nach außen. Er betrifft das Marketing ebenso wie die Unternehmenskultur. Hier müssen Unternehmen umdenken. Es ist eine hohe Kunst, größtmögliche Transparenz zu schaffen, ohne dabei sensible "Unternehmensgeheimnisse" preiszugeben.

Wie können Unternehmen die sozialen Medien für sich nutzen?

Leonhard: Auch hier wirken die sozialen Medien nach innen und nach außen. Sie sind eine Kommunikationsplattform, ein integraler Bestandteil der Unternehmenskommunikation. Wer die sozialen Medien betreut, sitzt damit im Idealfall an einer wichtigen Schnittstelle, was wie wo kommuniziert wird. Nach außen hin können über soziale Netzwerke neue Vertriebswege erschlossen werden. Dadurch lässt sich der Absatz steigern. Die größte Chance ist es jedoch, Kunden zu Markenbotschaftern für die eigenen Produkte zu machen, indem diese sich positiv im Netz äußern. Damit erhält die Firma im Netz ein gutes Image. Sollte in den sozialen Medien ein Unternehmen in die Kritik geraten, kann es darauf zählen, dass diese Markenbotschafter es verteidigen.

Halten Sie diesen digitalen Wandel für eine nachhaltige Entwicklung oder handelt es sich doch eher um ein vorübergehendes Phänomen?

Leonhard: Sicherlich werden sich die Plattformen verändern und weiter ausdifferenzieren. So wird es soziale Medien für unterschiedliche Alters- und Interessensgruppen geben. Aber die Grundidee wird nicht mehr verschwinden. Dabei handelt es sich um eine Evolution der Kommunikation. Deshalb müssen sich Unternehmen in jedem Fall überlegen, wie sie künftig mit diesen Kanälen umgehen.

Mehr zum Thema

Social Media Akademie in Mannheim Virtuelles Lernen, echtes Wissen

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Auszeichnung Pfalzwein kürt neue Winzergeneration

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Kommentar Neue Normalität

Veröffentlicht
Kommentar von
Birgitta Stauber
Mehr erfahren

Copyright © 2024 Mannheimer Morgen