Vom Forscher zum Unternehmer

Biotech-Cluster Rhein-Neckar und Uni Heidelberg bieten Gründer-Training an. Von Frank Schumann

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Die Regeln des Marktes gelten auch für Wissenschaftler.

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Wertschöpfung statt Wissenschaft, Vorstandsbüro statt Vorlesung - etliche Studenten spielen mit dem Gedanken, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Glück hat, wer bei diesem Vorhaben an die Hand genommen wird oder zumindest gut darauf vorbereitet ist. Das Biotech-Cluster Rhein-Neckar (BioRN) bietet Studenten und Postdoktoranden der Fachrichtung gemeinsam mit der Universität Heidelberg Hilfe an. Beim "Biotech Entrepreneurship Training Program" lernen Teilnehmer, aus einer wissenschaftlichen Publikation eine Geschäftsidee zu entwickeln und diese überzeugend zu präsentieren.

"Die Vermittlung von unternehmerischem Denken wird im universitären Kontext immer wichtiger", sagt Bodo Brückner, Innovation Manager beim BioRN Cluster Management. "Studierende lernen so, in ihren Forschungsergebnissen potenzielle Geschäftsideen zu entdecken und daraus marktfähige Produkte zu entwickeln." Know-how stelle das BioRN darüber hinaus für die Finanzierung sowie für den Schutz des geistigen Eigentums zur Verfügung.

Zu den Dozenten des Programms zählt auch BioRN-Geschäftsführer Christian Tidona, der selbst bereits an mehreren Unternehmensgründungen in der Biotechnologie beteiligt war. In einem Interview mit dem Wissenschaftsblog "Scitable" hatte der promovierte Biologe zuletzt den fehlenden Gründergeist der Biotech-Studenten bemängelt: "Im Grunde denken null Prozent von ihnen daran, ein eigenes Unternehmen zu gründen."

Diese Einstellung führt Tidona allerdings auch auf die besonders im Vergleich zu den USA schlechteren Rahmenbedingungen zurück - so fehle es in Europa an Mentoren, aber auch an geeigneten Übungen wie dem "Entrepreneurship Training Program".

Rückblickend wusste der BioRN-Geschäftsführer nach eigenen Worten am wenigsten von Finanzen und Rechnungswesen, als er von der Forschung ins Unternehmertum wechselte. Aber auch die Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern oder über Lizenzverträge sowie der Aufbau von Marketing und Verkauf hätten sich nach dem Motto "Learning by Doing" (Lernen durch Tun) vollzogen. Und: Wer als Wissenschaftler den Schritt zum Unternehmer wagen wolle, brauche viel Geld und müsse große Risiken eingehen.

Ergänzend zum "Entrepreneurship Training Program" bieten BioRN und Universität Heidelberg auch im kommenden Sommersemester wieder eine Vorlesungsreihe, bei der erfolgreiche Unternehmer und Top-Manager ihre praktischen Erfahrungen weitergeben. Im Wintersemester 2013/14 hatten nach Angaben der BioRN 37 Studierende und Postdoktoranden am Trainingsprogramm für angehende Unternehmer teilgenommen.

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