Wohlfühljournal

Auf die Zubereitung kommt es an

Ernährung: Unsere Expertinnen Sabine Berndt-Sinz und Monika Maurer geben Tipps zum richtigen Essverhalten für jedes Alter

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Zum Thema "Wohlfühlen von jung bis alt" äußern sich die beiden Ernährungsfachfrauen Sabine Berndt-Sinz und Monika Maurer im Interview zu Fragen der richtigen Diät und geben Tipps, wie man schon Kinder für gesunde Ernährung begeistern kann.

Man kommt im Frühjahr ja um das Thema Diät nicht herum. Keine Frauenzeitschrift, die nicht irgendeine andere Wunderdiät anpreist. Taugt das alles? Wie orientiere ich mich im Diätendschungel?

Monika Maurer: Es gibt gute Übersichten für den Laien durch die Verbraucherzentralen oder bei Ökotest, die Vor- und Nachteile auflisten. Auch Krankenkassen haben Infos im Internet oder in Broschüren. Sabine Berndt-Sinz: Das Problem vieler Diäten ist, dass sie auf einen schnellen Gewichtsverlust aus sind. Doch was man über Monate oder Jahre an Gewicht zugenommen hat, kann man unmöglich in 14 Tagen verlieren.

Also alles falsche Versprechungen?

Berndt-Sinz: Solche Crash-Diäten führen zu vermehrtem Wasserverlust und Eiweißabbau, die Fettdepots werden weniger angegriffen.

Woher weiß ich denn, welche Diät für mich persönlich die geeignete ist?

Berndt-Sinz: Die passende Diät stellt man sich am besten individuell mit Hilfe einer Fachkraft zusammen. Hier können persönliche Vorlieben oder Abneigungen berücksichtigt werden.

Und was ist mit FdH (Friss die Hälfte)?

Maurer: FdH ist ungeeignet, denn man halbiert nicht nur die Kalorien, sondern auch alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Das ist sehr unausgewogen und kann langfristig sogar ungesund sein.

Dann gibt es ja noch die gute alte Fasten-Methode. . .

Maurer: Auch beim Fasten wird der Bedarf an essentiellen Nahrungsbestandteilen in keiner Weise gedeckt. Es kommt zum Abbau von Körpereiweiß. Wird nicht ausreichend getrunken, kann es zu einer Übersäuerung kommen.

Berndt-Sinz: Fasten ist sicher eine Möglichkeit, kurzfristig einen schnellen Abnehmerfolg zu haben. Das kann motivieren weiterzumachen, entscheidend ist aber die Ernährungsumstellung.

Maurer: Richtig, denn weder bei FdH noch beim Fasten lernt man, die Ernährung und die Essgewohnheiten umzustellen, also was kaufe ich nach der 'Diät' ein, was koche ich und wie, welche Portionen sind okay und wie gehe ich mit meinen Gelüsten um.

Trotzdem wird Abnehmen oder im weiteren Sinne gesunde Ernährung immer gleichgesetzt mit Verzicht. Wie kann ich abnehmen ohne groß verzichten zu müssen?

Berndt-Sinz: Wenn Sie zum Beispiel auf Schokolade auf keinen Fall verzichten möchten, sind Zielvereinbarungen hilfreich. Man plant eine tägliche kleine Menge ein oder eine Wochenration. So kommt erst gar kein Entzugsgefühl auf und man empfindet die Ernährungsumstellung nicht als Verzicht.

Maurer: Es sollte prinzipiell nichts verboten werden. Die Motivation ist hier von entscheidender Bedeutung. Viele meiner Klienten merken schon nach den ersten Pfunden, wie sie sich besser fühlen. Sie entscheiden selbst, wann Sie sich mit etwas Kalorienreichem belohnen. Sie sehen das nicht als Verzicht, sondern als Gewinn - endlich ist der Kopf frei für Bewegung, Entspannung und Wohlfühlen.

Nach zweieinhalb Wochen ist mit unseren Wohlfühlwochen alles wieder vorbei. Was müssen unsere Leser beachten, damit nicht, wie bei vielen Diäten, der berühmte Jojo-Effekt eintritt?

Maurer: Langsam wieder die Mengen steigern und versuchen, im Gleichgewicht zu bleiben. Dazu sollte man überlegen, was einem gut getan hat und sich neue Ziele setzen. Es ist auch hilfreich, einige der leckeren Rezepte in das Familien-Programm aufzunehmen und diese öfter zu kochen.

Berndt-Sinz: Wichtig ist, nicht in die alten Gewohnheiten zurückzufallen, und wenn man einige Punkte der Wohlfühlwochen aus Theorie und Praxis beibehält, ist man auf einem guten Weg.

Unsere diesjährige Serie heißt ja "Wohlfühlen von jung bis alt". Was kann man Eltern denn raten, wie sie ihre Kinder frühzeitig für eine gesunde Ernährung begeistern?

Berndt-Sinz: Man sollte Kindern von Anfang an eine breite Palette an Lebensmitteln anbieten. Außerdem sollten die Mahlzeiten im Kreis der Familie eingenommen werden. Letztendlich kommt es auch auf die Zubereitung an, denn das Auge isst bekanntermaßen mit.

Maurer: Genau, eine gemütliche Atmosphäre gehört zum Essen ganz einfach dazu. Man sollte die Kinder ruhig auch beim Einkaufen und bei der Zubereitung der Speisen mithelfen lassen - und natürlich selbst ein Vorbild sein.

Manche Kinder ernähren sich extrem einseitig. Ist das ein Problem und was kann helfen?

Maurer: Solange der Kinderarzt kein Problem sieht, sollte man Kinder probieren lassen, immer wieder anbieten, aber zu nichts zwingen. Manche Abneigungen regeln sich auch mit zunehmendem Alter. Problematisch wird es, wenn Kinder eine ganze Lebensmittelgruppe ablehnen, zum Beispiel alle grünen Gemüse, dann kann es schon zu einem Vitaminmangel kommen.

Berndt-Sinz: Man sollte mit Kindern über Ernährung sprechen. Wenn sie wissen, dass der Körper gesünder und leistungsfähiger ist - im Sport und in der Schule - und wenn sie die Zusammenhänge verstehen, sind sie eher bereit, gesündere Dinge zu probieren.

Mit zunehmendem Alter lässt der Appetit nach. Worauf sollten Senioren bei ihrer Ernährung achten?

Berndt-Sinz: Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Lebensmittel, Vitamin D, ausreichend essenzielle Nährstoffe und körperliche Bewegung.

Maurer: Optimal sind wertvolle Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte, aber wenig Kalorien, da der Kalorienbedarf sinkt. Zudem steigt der Eiweißbedarf, also wären Milchprodukte, magere Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, Eier, Tofu und gegebenenfalls Soja-Produkte und Hülsenfrüchte besonders empfehlenswert. Dirk Jansch

Alle Artikel und Fotostrecken zu den Wohlfühlwochen finden Sie unter morgenweb.de/wfw

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