Wohlfühljournal

Motorik statt Muskeln anregen

Kinder: Kurse in Sachen Bewegung für Babys gibt es viele / "Weniger ist mehr", rät die Mannheimer Hebamme Regina Martini

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Strampeln, Greifen, Recken und Strecken, das machen schon die Kleinsten leidenschaftlich gerne. Tag für Tag entdecken Kleinkinder ihre Mobilität. Kurse für Babys sollen sie dabei unterstützen. Die Auswahl an "Babysport" in Mannheim ist groß und vielfältig, weiß auch die Hebamme Regina Martini.

Losgehen kann die "Sportlerlaufbahn" mit vier bis acht Wochen. "Dann fangen die Mütter in der Regel mit der Rückbildungsgymnastik an. In die Kurse können auch schon die Kleinen beim Turnen miteinbezogen werden - ganz sanft", sagt Martini. Die Kurse richten sich zwar in erster Linie an die Mütter, schlagen aber quasi zwei Fliegen mit einer Klappe, indem die Kinder eingebunden werden. Und noch einen Vorteil haben die Kurse: Alle Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten.

"So ganz im Mittelpunkt stehen die Babys beim Prager-Eltern-Kind-Programm, kurz Pekip", erklärt Martini. Und tatsächlich: In der Mitte tummeln sich auf dem Boden die kleinen Babys, außenrum sitzen die Eltern, können zu ihrem Kind Blick- und Körperkotakt aufnehmen. Im Raum ist es warm, denn alle Kinder sind nackt, um die Bewegungsfreiheit nicht einzuschränken. "Hier geht es vor allem darum, die Wachheit der Kleinen zu fördern", erklärt Martini. Durch Singen, Massagen, Spielzeuge, Bewegungsabläufe werden Sinne, Körper, Motorik und Aufmerksamkeit angeregt. "Pekip ist ganzheitlich angelegt."

Herzlich und herzhaft

Streicheln, Kitzeln, Knuddeln - darum geht es bei der Babymassage. In Kursen lernen Eltern, wie sie ihrem Kind mit Berührungen Gutes tun können. Das Angebot ist riesig, aryuvedische oder chinesische Ausrichtungen keine Seltenheit. "Es ist ein Symptom der Zeit, dass Eltern sich nicht mehr trauen, ihr Kinder herzlich und herzhaft anzufassen", weiß Regina Martini. "Einen Kurs dafür braucht man in der Regel nicht." Wer vor Massagen aber tatsächlich "Berührungsängste" hat, für den dürfte die Anleitung im Kurs hilfreich sein.

So richtig aktiv werden viele Babys in ihrem Element: im Wasser beim Babyschwimmen. "Dort fühlen sich die meisten Kinder wohl, Die Schwerelosigkeit des Wassers sind sie ja noch aus dem Mutterleib gewohnt", sagt Martini. Der natürliche Tauchreflex sorgt dafür, dass die Atemwege verschlossen werden, sobald der Kopf des Kindes unter Wasser kommt. Nach drei bsi vier Monaten verschwindet der Reflex, doch das mindert den Spaß am Planschen kaum. "Im Wasser geht alles viel leichter. Die Kinder bewegen sich aktiv", sagt Martini. Allerdings ist es besonders wichtig, dass sowohl Eltern und Kind Freude daran haben. "Erzwingen kann man jedenfalls nichts. Falls der eine Kurse nicht gefällt, gibt es ja genug Alternativen in Mannheim", sagt Martini.

Weil es eben nicht um Sport und Muskelaufbau geht, sind auch Krabbelgruppen oder musikalische Früherziehung eine Option. "Es geht zum einen um soziale Kontakte zwischen Eltern: Deren Welt hat sich nach der Geburt stark verändert. Da tut Austausch mit ,Gleichgesinnten' gut. Zum anderen um soziale Kontakte zwischen Kindern: Spielen mit Gleichaltrigen fördert die Wachheit und stärkt das Immunsystem."

Wer es mit Kursen und Terminen übertreibt, setzt seinem Kind der Reizüberflutung aus. Martini rät deshalb zu nur einem Kurs pro Woche. "Weniger ist definitiv mehr." Lara Feder

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