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Das blaue Band des Frühlings

Blumen: Hyazinthen und ihre Begleiter im Garten

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"Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte": In dem wohl bekanntesten Gedicht von Eduard Mörike geht es um das Veilchen. Doch es ist im Frühling nicht die einzige blaue Blüte im Garten. Hyazinthen und ihre Verwandten bilden ganze Teppiche.

Es ist eine beliebte Beschreibungen für den Neubeginn nach dem Winter in der Natur: Das blaue Band des Frühlings ziert den Boden. Gemeint ist damit ein Meer aus blauen Blüten. Das Band wird in unseren Breiten schon im Herbst gepflanzt, denn es handelt sich vor allem um Zwiebelblumen. Sie brauchen zum Austreiben den Kältereiz des Winters. Am bekanntesten sind unter diesen Blaublühenden die Garten-Hyazinthen (Hyacinthus orientalis). "Vor allem ihr intensiver Blütenduft zeichnet sie aus", sagt die Buchautorin Katharina Adams aus Linnich. Neben den verschiedenen hellen und dunklen Blautönen gibt es sie auch in Weiß, Rosa, Weinrot sowie in einem an Primeln erinnernden Gelb, Orangegelb, Pink und sogar in einem Schwarzrot. Das Zwiebelgewächs sei unkompliziert und komme im Folgejahr sogar wieder, wenn die Bedingungen gut sind, sagt Adams. "Der Boden sollte durchlässig sein und im Sommer gerne trockener. Vor allem in der Zeit des Austreibens müssen genügend Nährstoffe vorhanden sein."

"Im Garten blühen die Hyazinthen im April, zusammen mit Narzissen und frühen Tulpen", erklärt Adams. "Ab Januar gibt es auch vorgetriebene blühende Exemplare im Handel." Sie werden entweder in kühlen Räumen kultiviert oder in Töpfen auf Balkon und Terrasse gepflanzt. Sie sind damit etwas für alle Hobbygärtner, die im Herbst vergessen haben, Zwiebeln in die Beete zu geben. Das Gute: Die ersten verblühten Exemplare lassen sich im Topf auch einfach gegen frische austauschen.

Die klassischen Hyazinthen haben einen kräftigen Blütentrieb, an dem sich wie an einem Schellenbaum die Einzelblüten aufreihen. Es gibt aber auch zierlichere Formen, im Handel als Multiflora-Hyazinthen zu finden. Dabei handelt es sich nicht um eine eigene Sorte, sondern um eine spezielle Kultur. "Im Sommer wird aus den Zwiebeln der schon angelegte Trieb kegelförmig herausgeschnitten", erläutert Adams. "Die Zwiebel wehrt sich gegen die Verletzung, indem sie mehrere neue Nebentriebe, sogenannte Notbulben, bildet, die dann auch je einen Blütenstand haben." Dieser Blütenstand ist meist kleiner und lockerer, wodurch diese Hyazinthen etwas leichter wirken als die klassischen Formen.

"Wer diese lockeren Blüten mag, sollte Sorten wie 'Anastasia' und 'White Festival' im Garten pflanzen", rät Adams. Diese Sorten neigen stärker dazu, Tochterzwiebeln zu bilden, so dass im Laufe der Jahre natürliche Multifloras entstehen. Eine ähnliche Blüte, aber einen zierlicheren Blütenstand hat die Waldhyazinthe. Sie ist auch als Hasenglöckchen bekannt (Hyacinthoides non-scripta). In südenglischen Wäldern kommt der Frühblüher sogar in der Natur vor, bekannt als "bluebell". Aber auch in Deutschland gibt es noch Wildvorkommen. Denn werden solche Zwiebelblumen über mehrere Jahre ohne Eingriff des Gärtners sich selbst überlassen, vermehren sie sich stark und breiten sich aus. Das bezeichnet man als verwildern - was sogar ganz gerne bewusst für die Gartengestaltung genutzt wird. So lässt man die Pflanzen jedes Jahr mehr und mehr Ableger bilden, bis sie sich so stark ausgebreitet haben, dass sich im Frühling ein blauer Blütenteppich über das Beet legt. Zum Verwildern von Waldhyazinthen braucht man aber Geduld. Man lässt das Laub von selber einziehen und sorgt im Sommer für eine gewisse Ruhephase, in der nicht gewässert wird. Wenn es dann noch ein geeigneter Standort ist, wird sich das blaue Band bald ausbreiten.

Wie der Name Waldhyazinthe anzeigt, handelt es sich dabei um eine Waldpflanze. Dementsprechend liebt sie einen humosen Boden, der im Frühjahr leicht feucht ist. Gehölze, die im Herbst ihr Laub verlieren, sind die idealen Nachbarn. Zum einen kommt so im Frühjahr zu Blütebeginn Sonne bis an den Boden durch, zum anderen fördert das verrottende Laub die lockere, humose Bodenstruktur. Etwas später und heller erblüht im Halbschatten die zarte Schwester der Waldhyazinthe, das Spanische Blauglöckchen (Hyacinthoides hispanica). Sie kommt mit einer normalen Gartenerde gut zurecht.

Die dritte Gattung im blauen Bunde sind die Traubenhyazinthen (Muscari) mit Arten in allen Blauschattierungen. Der Klassiker darunter ist die Himmelblaue Traubenhyazinthe oder Scheinhyazinthe (Muscari azureum). Ihre Blütenkolben erscheinen bereits im März und erblühen für eine vergleichsweise lange Zeit. Sie wachsen gut an sonnigen Stellen. Besonders große Blüten bilden die Hybriden der Traubenhyazinthen. Die Sorte 'Valerie Finnis' erblüht zum Beispiel in einem klaren Hellblau, etwas kräftiger ist die Farbe von 'Peppermint'. Leicht zu verwildern ist die Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum) mit auffallenden kobaltblauen Blüten. Sie passt gut zu Krokussen und kleinblumigen Narzissen. Man kann sie gut daran erkennen, dass die meist schmalen Blätter schon im Herbst zu treiben beginnen und grün überwintern. tmn

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