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Fast ohne Erde

Neuer Trend in den Gärten: 6 Tipps für das Pflanzenbett auf Stroh

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Pflanzen wachsen hierzulande eigentlich in Erde. Aber das muss ja nicht sein. Ein neuer Trend ist das Gärtnern von Obst und Gemüse auf Strohballen. "Der Vorteil besteht darin, dass man unabhängig vom Untergrund gärtnern kann", sagt Folko Kullmann, Gartenbau-Ingenieur und Buchautor aus Stuttgart. Interessant ist das gerade für Hof-, Balkon- und Terrassengärtner, die bisher mit Töpfen auf versiegeltem Grund auskommen müssen. Und auch so mancher Hobbygärtner mit schlechtem Boden kann auf das Stroh zurückgreifen, etwa bei steinigem Grund.

1 Wie funktioniert's?

Man setzt die Pflanzen mit etwas Erde um den Wurzelballen einfach direkt in das Stroh. Auf den ersten Blick erscheint die Kultur daher recht einfach, doch das trügt. "Die Strohballen müssen präpariert werden", erklärt Hannah Strotmeier, Gärtnermeisterin aus Füchtorf (NRW). Mit Wasser und mit Düngerpräparaten bringt der Gärtner über zehn Tage zunächst einmal Prozesse in Gang, die das Stroh weich machen und dann im Laufe der Zeit in Humus verwandeln. Am besten düngt und gießt man im Wechsel: einen Tag gießen, einen Tag düngen.

2 Welcher Dünger eignet sich?

Für die Umsetzung des Strohs wird vor allem ein Stoff benötigt: "Man muss wissen, dass das Stroh zunächst Stickstoff ohne Ende bindet", erklärt Strotmeier. Unter den organischen Düngern empfiehlt sie Guano und Horngries, das etwas feiner ist als Hornspäne. Aber auch anorganische Dünger seien möglich. Ihr Vorteil: Sie wirken sofort im Vergleich zu den organischen Nährstoffpräparaten.

3 Was ist beim Stroh zu beachten?

Geeignet sind vor allem eckige Klein- oder auch die größeren Quaderballen. Wichtig ist vor allem die Herkunft und Aufzucht des Strohs, um darauf Gemüse, Beerenobst und Kräuter zum bedenkenlosen Verzehr anbau

en zu können. "Heu- und Strohballen aus konventionellem Anbau sind nicht geeignet, da sie Herbizidrückstände enthalten", erklärt der Kullmann.

4 Kann ich die Ballen einfach so auf den Hof oder ins Gras legen?

Ja, aber es bietet sich an, die Ballen zu fixieren, denn im Laufe der Saison werden sie zersetzt. "Man kann einen Rahmen aus Holz bauen oder die Ballen mit Hilfe von Pfosten und Draht befestigen", erklärt Strotmeier. Wenn am Ende der Saison der Ballen stark an Festigkeit verliert, kann man das Stroh als Kompost auf den Beeten verteilen oder als Mulchmaterial verwenden. Bei dicht nebeneinander gesetzten Ballen kann man die Spalten dazwischen mit reifem Kompost auffüllen. "Es empfiehlt sich, auch etwas Erde zum Setzen der Jungpflanzen mit auszubringen, damit das Wachstum nicht ins Stocken kommt", erläutert Strotmeier. Kullmann rät dabei zu einer Anzuchterde, da diese nur wenige Nährstoffe enthält und so nicht zu einer Schädigung der Jungpflanzen durch eine Überdüngung führt.

5 Was kann auf Stroh angebaut werden?

Eigentlich alles. "Man kann Möhren, Kohl, Tomaten und Paprika anbauen", zählt Strotmeier auf. Allerdings sollte man laut Kullmann wie im Beet auch hier auf bewährte Kombinationen wie Tomaten und Basilikum, Salat und Radieschen oder Rettich mit Zwiebeln und Möhren setzen. Sie beeinflussen ihr Wachstum positiv oder nehmen sich nicht Wasser und Nährstoffe weg. Auch Blumen wie Ringelblume und Kapuzinerkresse können auf das Stroh gepflanzt werden.

6 Welche Nachteile gibt es?

Wenn die Rotte eingesetzt hat, entwickelt sich in den Strohballen sehr viel Wärme. Diese fördert das Wachstum der Pflanzen. Aber nicht nur diese gedeihen gut. "Man muss akzeptieren, dass man einige Begleiterscheinungen wie das Wachstum von Pilzen hat", erläutert Strotmeier. "Es gibt aber auch schöne Nebeneffekte, wenn man auf Strohballen gärtnert", findet die Gärtnermeisterin. So haben sich bei ihr zahlreiche Hummeln in den Röhren des Strohs angesiedelt. Es sind sogar Hummelnester in den Ballen entstanden. tmn

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