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Gartenboden: Nach dem Winter richtig aufpäppeln

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Eine Jury vergibt tatsächlich jedes Jahr den Titel "Boden des Jahres". 2017 ist es der Gartenboden. Ein Anlass, sich mit ihm intensiver auseinanderzusetzen - insbesondere mit dem Boden der Beete. Denn er entscheidet, wie gut sich Pflanzen entwickeln.

Ausgelaugt, zu sauer und viel zu undurchlässig und verdichtet - das ist die Diagnose für viele Gartenböden. Doch es gibt gute Mittel, die Bodenqualität in Gemüse- und Blumenbeeten vor der Wachstumsphase zu verbessern. Besonders wirksam und dazu noch eine natürliche Hilfe ist Kompost, der eingearbeitet wird. "Im Prinzip ahmt der Gartennutzer hier nur den Kreislauf der Natur nach, wenn er Kompost in den Boden gibt", erklärt Gerhard Milbert, Sprecher des Kuratoriums Boden des Jahres in Geldern bei Düsseldorf. "Die Nährstoffe von Pflanzen kommen hier, genau wie in der Natur, wieder in den Boden." Das Gute ist: Der Gärtner muss nicht viel abwägen. "Alle Böden vertragen Kompost gut."

Kompost erhöht nicht nur den Humusgehalt, sondern hilft auch, lehmhaltige und bindige Böden aufzulockern. Diese Böden, die man problemlos zu Kugeln formen kann, werden durch das Aufbereiten mit Kompost luftiger und durchlässiger. Bei sehr sandigen Böden rät Milbert aber neben der Allzweckwaffe Kompost auch zum Untermischen von Tonmehl, etwa Bentonit. Sven Görlitz, Berater an der Gartenakademie Baden-Württemberg und im Verband Wohneigentum Baden-Württemberg, nennt als Richtwert drei bis vier Liter Kompost pro Quadratmeter. Wobei er für Bereiche mit sogenannten Schwachzehrern mit geringem Nährstoffbedarf etwa die Hälfte der Menge empfiehlt. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Hülsenfrüchte, Möhren, Zwiebeln sowie Kräuter. Wer nicht selbst Grünabfälle im Garten verrotten lässt, sollte beim Kauf von Kompost zum Beispiel auf das RAL-Gütezeichen achten.

Ohne etwas Muskelarbeit geht es aber auch nicht, um den Boden vor dem Start in die Pflanzsaison ab Frühjahr fit zu machen. Ute Franke vom Bundesverband Einzelhandelsgärtner in Berlin rät, im Frühjahr den Boden mit Grabegabel, Hacke oder Sauzahn aufzulockern. Dazu sollte der Hobbygärtner Hornspäne oder -mehl zur guten Versorgung mit Stickstoff unterarbeiten. "Sie zersetzen sich langsam und wirken als Dauerdünger." Görlitz nennt als Richtwert für Horndünger, je nach Kultur, etwa 50 bis 100 Gramm pro Quadratmeter zusätzlich zur Kompostgabe. "Starkzehrer, also Pflanzen mit hohem Stickstoffbedarf, vertragen hier über 100 Gramm." Das sind zum Beispiel Tomaten oder Kartoffeln. Hier kann die Düngung auch auf zwei Gaben Hornmehl verteilt werden. "Eine im zeitigen Frühjahr und eine im Frühsommer."

Das alles setzt aber voraus, dass man weiß, wie gut es um den Boden im eigenen Garten bestellt ist und an was es ihm mangelt. Hier kann sich eine Bodenanalyse vor der Düngung lohnen. Görlitz empfiehlt, diese alle paar Jahre machen zu lassen. Ergibt sich dabei zum Beispiel ein niedriger pH-Test, braucht der Boden Kalk, etwa durch gemahlenes Dolomitgestein, erläutert Bodenexperte Milbert. Dieser im Handel erhältliche Dolomitkalk enthält mit Kalzium- und Magnesiumcarbonat wichtige Pflanzennährstoffe. Doch man darf es nicht übertreiben: "Erst wenn der pH-Test bei Sandböden einen Wert von unter fünf ergibt, sollte gekalkt werden", betont Milbert, der beim Geologischen Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen arbeitet. "Dann reicht es, alle fünf bis sechs Jahre Kalk drüberzustreuen. Lehmböden in Gärten sollten einen pH-Wert über sechs aufweisen."

Wer auf eine chemische Analyse verzichten will, kann manches auch mit seinen eigenen Augen ausmachen. "Ein einfaches Qualitätsmerkmal: Je höher der Humusgehalt ist, desto dunkler ist die Erde", erklärt Görlitz. Auch eine große Zahl an Regenwürmern zeugt von einem guten Boden. Daher sollte ihnen auch reichlich organisches Futter wie Rasenschnitt und Laub gegeben

werden. Dazu rät Görlitz sowieso zur Bodenschonung: "Bitte immer für eine Decke sorgen. Für den Boden ist es am natürlichsten, wenn er bedeckt beziehungsweise bewachsen ist. Das ist ja auch der Normalzustand in der Natur." Zum einen können das über den Winter immergrüne Bodendecker sein, aber auch Pflanzen zur Gründüngung schützen die Erde vor der Witterung wie Starkregen. Letztere Düngerpflanzen frieren im Winter ab und werden dann in den Boden eingearbeitet- wie normaler Dünger auch. Klee ist ein Beispiel dafür. Eine Alternative, wenn es wieder wärmer wird, ist das Mulchen. "Die Mulchschicht schützt den Boden vor Verschlämmung und Austrocknung und verhindert den Wuchs von Unkraut", erklärt Görlitz. "Bei Gemüse- und Obstbeeten sollte der Mulch vom frühen Sommer bis zum Ende der Frostperiode auf dem Boden bleiben." Dafür kann man so manchen vermeintlichen Abfall aus dem Garten nutzen: "Ein ganz einfacher Tipp für alle Gartenbesitzer ist, einfach nach dem Mähen vom Rasen eine dünne Schicht von dem Rasenschnitt auf die Erde zu geben", sagt Görlitz. Auch Bodenexperte Milbert hält viel von einer dünnen Rasenschicht: "Das ist auch ein toller Verdunstungsschutz und die Regenwürmer im Beet profitieren von ihm." Und im Herbst greift man zu den herabfallenenden Blättern der Bäume: "Das gesammelte Laub kann man super auf die Beete geben, und es bis zum Frühjahr liegen lassen." tmn

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