Angriffe auf Frauen Die Masse der "besorgten Bürger"

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Ist nun in der Silvesternacht etwas nie Dagewesenes geschehen? Neben Diebstahl kam es auch zu sexuellen Übergriffen. Wir sollten jedoch nicht von der Tatsache ablenken, dass es auf alkoholreichen Großveranstaltungen seit jeher zur traurigen Realität gehört, dass Frauen gegen ihren Willen angefasst werden. Je nach Studie ost davon auszugehen, dass jede zweite oder dritte Frau in der EU schon einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt wurde, aber das will ja derzeit keiner hören. Lieber stimmt man in fremdenfeindliches Getöse ein, um ausnahmslos alle Asylsuchenden zu diffamieren.

Für manch deutschen Mann wäre es an Karneval oder auf dem Oktoberfest ohne Rumgrapschen ziemlich langweilig. Das Phänomen findet sich auf öffentlichen Silvesterpartys in Deutschland ebenso wie auf dem Tahrirplatz in Ägypten oder bei den Gezi-Protesten in Istanbul.

Männer ohne Respekt vor Frauen sind Männer, die Grenzen überschreiten - egal, woher sie kommen. Das sieht die Masse der "besorgten Bürger" jedoch anders. Für sie ist die Sache klar: Die "Ausländer" sind schuld. Dabei ist das Frauenbild dieser ach so Besorgten um keinen Deut besser. Merke: Sexuelle Gewalt ist an keine Ethnie gebunden, und Leute, die sich für den Schutz von Frauen nur interessieren, sobald auch nur ein Ausländer ins Spiel kommt, argumentieren doppelzüngig. Ob in Köln oder Kabul.

Thomas Julius Schulz

Wald-Michelbach

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