Asylbewerber Geld für Flüchtlinge kurbelt unsere Konjunktur an

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Genau 670 Euro im Monat zahlt der Bund pro Flüchtling an die aufnehmende Kommune. Millionen Rentner bekommen weniger. Ist das gerecht? Falsche Frage, es ist richtig! Kopfpauschalen für Flüchtlingsbetreuung sind Äpfel, Renten sind Birnen. Beides kann man nicht vergleichen. Kein Flüchtling bekommt 670 Euro im Monat in die Hand gedrückt. An Barem bekommt er ein kleines Taschengeld, das übrige Geld bekommen Deutsche: Bäcker, Zeltverleiher, Sprachlehrer, Mediziner - alle die, die sich um Flüchtlinge kümmern. Das kostet uns Steuerzahler erst mal Milliarden, bringt uns am Ende - wenn es richtig gemacht wird - aber neue Milliarden wieder zurück. Vielleicht sogar mehr als wir ausgegeben haben.

Wie? Ganz einfach: Unsere Wirtschaft - das sagt jeder, der davon etwas versteht - braucht dringend Zuwanderung. Die haben wir jetzt. Leider haben wir sie ungeplant und chaotisch und natürlich macht das Angst und erzeugt Nervosität. Wenn wir aber der Krise den Geschmack der Katastrophe nehmen könnten (auf hessisch: "Nerve behalte!"), würden wir erkennen, welche Chancen sich uns hier bieten: Junge, arbeitswillige Leute kommen zuhauf in unser Land. Genau die brauchen wir. Wenn sie die Sprache gelernt und Jobs gefunden haben, hören sie auf, 670 Euro im Monat zu kosten, und fangen an, selbst etwas zu verdienen und Steuern zu zahlen. Sie steigern sogar schon als Unterstützungsempfänger das Bruttosozialprodukt: Alle, die Geld für das Betreuen von Flüchtlingen bekommen (Bäcker, Zeltverleiher, Sprachlehrer, Mediziner und andere), verdienen daran und zahlen Steuern.

Jetzt Geld für Flüchtlinge auszugeben, ist so etwas wie ein Konjunkturprogramm. Ökonomen nennen das "deficit spending": Man investiert (notfalls auch auf Pump), um am Ende mehr zu bekommen, als man vorher ausgegeben hat. Der Staat wird dann zum Unternehmer. In der Finanzkrise wurde das gemacht, um Banken und Autokonzerne zu retten. Wenn wir Geld für eine "Abwrackprämie" hatten, wieso sollen wir keines für eine "Demografieprämie" haben?

Wer Firmen retten kann, sollte bei Menschenrettung nicht kneifen. Die Steuereinnahmen sind zur Zeit erfreulich hoch, die Zinsen historisch niedrig. Braucht es da wirklich sehr viel Mut, etwas zu riskieren? Nach dem letzten Krieg ging es Deutschland sehr, sehr viel schlechter und es ist unseren Altvorderen trotzdem gelungen, sehr, sehr viel mehr Flüchtlinge erfolgreich aufzunehmen. Bei uns in Schwanheim waren am 31. Dezember 1947 zum Beispiel 23 Prozent der damals knapp 800 Einwohner Flüchtlinge. In der Festschrift zu "1225 Jahre Schwanheim" steht: "Der Integrationsprozess schritt unaufhaltsam fort. Die Flüchtlinge waren aus heutiger Sicht ein Gewinn für das Dorf. Sie brachten frisches Blut, gute Ideen und den ungebrochenen Mut zum Aufbau neuer Existenzen mit."

Warum soll das, was 1945 und danach möglich war, nicht auch jetzt und in Zukunft möglich sein? Wo bleibt der Glaube an unsere eigene Stärke und was soll das Jammern, das AfD, Pegida und Konsorten derzeit anstimmen? Wer so wenig Vertrauen in die positive Gestaltungskraft unserer Gesellschaft hat, ist keine Alternative für irgendwas. Überall gibt es Angsthasen, die fürchten, wegen des Teilens mit den Armen ärmer zu werden und nur noch Opel statt Mercedes fahren zu können. Warum sollten wir uns von solchen Kleingeistern unser Handeln bestimmen lassen?

Die Orbans dieser Welt werden irgendwann merken, dass Stacheldrahtzäune nicht nur Fremde aus-, sondern die Zaunzieher auch einsperren. Und wenn das neue Deutschland in ein paar Jahren noch wohlhabender sein wird, werden sie in die Röhre gucken. Selber schuld!

Hans-Joachim Greifenstein

Bensheim