Die Pressemitteilung des Magistrats "Ein schöner Blick wurde in keinem Kaufvertrag garantiert" (BA am 28. März), irritiert ob ihrer Emotionalität. Einige Bürger haben sich - vermutlich politisch zunächst etwas unbeholfen emotional, dann rasch sachlich und fachlich auf hohem Niveau - mit einem sie unmittelbar betreffenden Thema befasst. Das ist nicht zu verurteilen, sondern verdient Respekt.
Wer übernimmt die Haftung?
Allzu verständlich wohl auch, dass man angesichts eines mehr als 100 Meter langen ca. 15-20 Meter hohen und voraussichtlich zweigeschossig tief gründenden Gebäudekomplexes Sorge hat, dass nahe Wohnungsbauten - nicht nur die eigenen - durch die aufwändigen Baumaßnahmen im Gebiet beschädigt werden könnten. Wer übernimmt dafür die Haftung? Der Magistrat der Stadt Lorsch macht um diese Fragen einen weiten Bogen.
Zu diesen und weiteren Sachfragen - wie etwa viel zu wenig geplante Parkplätze sowie ungeklärte Lärmbelastungen durch Zulieferung und Abfuhr - haben die Verantwortlichen ebenso wenig vernünftig Stellung bezogen wie zu möglichen Problemen mit dem Grundwasser während möglicher Bauphasen und den ökologischen Auswirkungen darüber hinaus.
Gebiete mit Millionenerträgen
Genauso wenig wurden Informationen zu ökonomischen Auswirkungen gegeben: Vor dem Hintergrund der - höflich ausgedrückt - kritischen Haushaltslage und einer möglichen weiteren Erschließung von attraktiven Wohngebieten mit Millionenerträgen, auch für Lorscher Betriebe, mutet es abenteuerlich an, Grundstücke mit mehreren tausend Quadratmetern an private Einzelinvestoren in einem "Nullsummenspiel" zu verwerten.
Auch Einnahmen aus Gewerbesteuer darf man offenbar für Lorsch daraus nicht erwarten. Inwieweit also die einseitige Berücksichtigung der durchaus legitimen, gewinnorientierten Interessen eines einzelnen Investors angesichts dieser Sachlage den Interessen der Allgemeinheit dient, ist eine eher mittelalterliche Definition von "Allgemeinwohl".
Seit wann hat der Schutz des Einzelnen und von Wenigen keine Bedeutung mehr? Da mag die seit langem in Lorsch fehlende Opposition eine Rolle spielen.
Zum Thema Arbeitsplätze: Auch wenn ein anderer ökonomisch und städtebaulich sinnvoller Standort innerhalb von Lorsch oder in der Region gefunden wird - Alternativen gibt es, wenn man nur ansatzweise will - werden durch eine Erweiterung der Klinikbetriebe, realistisch betrachtet, Arbeitsplätze geschaffen.
Es spielt doch keine nennenswerte Rolle, ob in Lorsch oder in wenigen Kilometern Umkreis.
Kai Steffen Stumpp
Dipl. Wirtsch.-Ing.
Lorsch
