Industrie 4.0 Heilsbotschaft, Schaumschlägerei oder Irrweg?

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"Neue Techniken bieten Chancen, aber auch Risiken", BA-Leserforum vom Samstag, 21. November

Ich teile die kritische Sicht des Leserbriefschreibers auf "Industrie 4.0". Dass das automatische Zusammenwirken der Maschinen von Kunde und Produzent manchen Betrieben große Vorteile bringt, bezweifle ich zwar keinen Augenblick. Google und Facebook, aber auch Amazon, Uber und Airbnb sind milliardenschwer geworden, weil sie die Daten ihrer Kunden erfolgreich zu Geld machen. Kleinere Firmen aber müssen eher fürchten, dass man ihnen Daten raubt oder dass Hacker ins System eindringen und Unternehmen erpressen.

Aber die größte Gefahr droht doch dem Verbraucher, ja sogar dem marktwirtschaftlichen System überhaupt, wenn Verteilersysteme wie Amazon bei dieser Vernetzung Monopole gewinnen und Kunden wie Zulieferer von sich abhängig machen. Wie das passieren kann, wird gerade anschaulich im Funkkolleg "Wirtschaft" auf hr-info dargestellt und ist im Internet unter funkkolleg-wirtschaft.de jederzeit anzuhören und nachzulesen.

Das, was ökologisch und sozial ein Gewinn für die Welt sein könnte, wenn wirklich das Teilen gesellschaftlich organisiert würde, führt zu einer Verschärfung der Gegensätze von Reich und Arm und zu erhöhtem CO2-Ausstoß, wenn nicht mehr die Allgemeinheit, sondern nur noch Monopole von einer technologischen Entwicklung profitieren. Leider hat es ganz den Anschein, dass Industrie 4.0 darauf hinausläuft.

Walter Böhme

Bensheim

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