Gleichberechtigung Hörbehinderte Menschen werden vergessen

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In der Stadt Bensheim, die sich die Bewältigung der enormen Herausforderung des demografischen Wandels auf die Fahnen geschrieben hat, sind offensichtlich die Hörbehinderten die Vergessenen der Nation.

Als ich vergangene Woche an einer Beisetzung auf dem Auerbacher Bergfriedhof teilnahm, habe ich von der Ansprache des Pfarrers in der Aussegnungshalle trotz Hörgeräten nichts verstanden, da keine Induktionsanlage vorhanden war.

Nicht zielführend

Auch Stadtrat Adil Oyan war anwesend. Seine Aussage, dass Hörgeschädigte sich gemäß vertraglicher Bindung der Stadt Funkübertragungsanlagen ausleihen können, ist richtig aber nicht zielführend:

Zum einen wissen die wenigsten Hörgeräteträger von dieser Möglichkeit.

Die Teilnehmer an der Trauerfeier müssten sich dann vorher die Funkanlage besorgen, Mikro, Ständer und Empfänger auf- und nach Beendigung der Trauerfeier wieder abbauen und zurückbringen - welch ein Aufwand! Der Behinderte muss sich also seine Hilfen selbst mitbringen, falls er etwas verstehen will.

Keinem Gehbehinderten wird zugemutet, dass er seinen Aufzug selbst mitbringt.

Alibi-Vereinbarung

Falls nun mehrere Hörbehinderte sich gleichzeitig solch eine Funkanlage, wie das nach vertraglicher Abmachung mit der Stadt möglich ist, ausleihen wollen, wird der Ausleiher an seine materiellen und zeitlichen Grenzen stoßen.

Die vertragliche Vereinbarung der Stadt ist meines Erachtens somit nur eine Alibi-Vereinbarung, "dass man damit ja alles getan hat".

Das ist aber nicht der Fall. Die Kommune ist in der Pflicht, denn die Teilhabe behinderter Menschen am öffentlichen Leben ohne fremde Hilfe ist ein gesetzlich zugesichertes Recht. Sie sind also keine Bittsteller.

Wie die Kirchen haben auch Bürgerhaus, Bürgerbüro, Rathausfoyer und die Friedhofshallen keine Kommunikationshilfen für Hörbehinderte.

Zügig in Angriff nehmen

Den Einbau oder die Aufstellung von Induktionsanlagen für hörgeschädigte Mitbürger sollten die Verantwortlichen endlich zügig in Angriff nehmen.

Fritz Heist

Bensheim-Gronau