Luther-Jahr Ich wünsche mehr Gelassenheit vor dem Jubiläum 2017

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Zum Leserbrief "Missbrauch des Glaubens für politische Ziele" im BA vom 10. November

Der Autor des Leserbriefs und ich sind, glaube ich, etwa gleich alt. Er hat das Reformationsjubiläum 1983 erlebt, ich auch. Ich war damals verantwortlicher Geschäftsführer für das Luther-Jahr in Worms. Unser Luther-Motto - ". . . mit unserer Macht ist nichts getan" - sollte vor 33 Jahren eine ähnliche Antwort auf die Fragen der Menschen, der gläubigen und ungläubigen, geben wie heute.

Wir haben erstmals das Gespräch über das Verhältnis von Christen und Juden geführt. Die Frage, wo sich die Impulse Luthers mit dem Koran und dem Islam seiner Zeit berühren, lag noch weit vor uns. Aber deutlich wurde, dass jede Zeit ihr Luther-Bild finden muss, so wie das "Weltreformationsdenkmal" von 1868 in Worms den "Gedanken der europäischen Reformation des 12. bis 16. Jahrhunderts" (Illert, 1976) zusammenfassen sollte.

Der Vorwurf, dass "unter der Ägide von Herrn Bedford-Strohm (Ratsvorsitzender der EKD) der Mensch Martin Luther neu erfunden" wird, ist Polemik. Herausgekommen sei der "Gender-Luther, ein Reformator, der gar nicht reformieren wollte". So wenig das Denkmal in Worms 1983 abgerissen werden sollte und wurde, so sehr war uns doch bewusst - deshalb: ". . . mit unserer Macht ist nichts getan" -, dass die bewusste bauliche Konfrontation aus dem 19. Jahrhundert mit dem Wormser Dom (11. Jahrhundert) unser heutiges ökumenisches Gespräch ("Was Christus treibet") nicht stören sollte. Und es hat sich seitdem auch positiv an der Bergstraße weiterentwickelt.

Das Reformationslied "Ein feste Burg ist unser Gott" gilt auch heute noch, denn "mit unserer Macht ist nichts getan", selbst wenn "die Welt voll Teufel wär". Doch schon 1529, als Luther das Lied dichtete, war ihm bewusst: Auch bei möglichen Erfolgen seiner päpstlichen Gegner ist Gott "auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben".

Also mehr Ruhe und Gelassenheit an der Religionsfront vor dem Jubiläumsjahr 2017 wünscht . . .

Dirk Römer,

Pfarrer im Ruhestand, Lorsch

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