Südzucker AG Kein Grund für Mitleid mit den Aktionären

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"Bittere Zeiten für Südzucker-Aktionäre", Bergsträßer Anzeiger vom Mittwoch, 14. Januar

Der niedrige Preis für Zucker wird mit der Überproduktion von Zucker begründet. Das darf so nicht stehenbleiben. Es sei die Frage erlaubt: Warum kommt es zu dieser Überproduktion? Die gibt es nämlich seit Mitte des letzten Jahrhunderts - begünstigt durch sogenannte Marktordnungen von Brüssel, insbesondere durch Festsetzung (überhöhter) Festpreise.

Aufgefangen wurde die Überproduktion in der EG jahrzehntelang dadurch, dass die im Inland nicht absetzbaren Mengen zunächst eingelagert wurden, natürlich auf Kosten der Steuerzahler. Wenn die Lager überquollen, wurde so viel wie möglich davon exportiert - natürlich höchstens zum Weltmarktpreis, was nur mit Subventionen, wiederum aus Steuermitteln, möglich war. Profiteure dieses Systems waren jahrzehntelang die Zuckerrüben-Bauern.

Seit dem Wegfall der Preisbindung gibt es die Quotenregelung wie bei der Milchproduktion, die dem Verbraucher vollmundig als "Marktordnung" angepriesen wird. Die Lobby hat natürlich überhöhte Quoten für ihre Klientel durchgesetzt.

Was hat die sogenannte Marktordnung für Zucker, die 2017 auslaufen soll, bewirkt? Dafür nur ein Beispiel: Ende des Jahres 2000 kostete ein Päckchen Feinzucker (1 kg) 1,99 D-Mark. Bei einer korrekten rechnerischen Umstellung auf den Euro wäre der Preis 1,02 Euro gewesen. Europas größer Zuckerhersteller hat als Endpreis für das Päckchen 1,09 Euro durchgesetzt, und zwar durch unzulässige Preisabsprachen - siehe BA vom 14. Februar 2014.

Nun ist der Preis für das Päckchen Fein-Zucker auf derzeit 85 Cent gefallen, also um rund ein Viertel. Oder anders gerechnet: Vorher war der Preis um ein Drittel höher. Der Preis für Zucker wird weiter fallen. Ich halte die Voraussagen der Analysten für zutreffend. Die Renditen bei Südzucker werden also weiter sinken - und damit auch die Dividenden auf Aktien. Immerhin erhalten die Aktionäre von Südzucker noch eine Rendite.

Ein Blick in die Bilanzen von Südzucker zeigt, dass die Produktion zum Teil mit Bankkrediten finanziert wird, ein Blick in die Gewinn-und-Verlust-Rechnungen, wieviel Zinsen dafür aufgewendet werden mussten. Die Hausbanken der Südzucker AG verdienen also mit. Und der Sparer, der die Kreditgewährung erst ermöglicht: Was erhält der für seine (Spar-)Einlagen von seiner Hausbank?

Nein, für den Verbraucher gibt es keinen Grund, die Aktionäre der Südzucker AG zu bemitleiden.

Dr. Gerhard Maurer

Bensheim

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