Tabakscheune Muss aus dem alten Schuppen ein Museum werden?

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Zum Bericht "Tabakscheune wird Museum" im BA vom 8. März

Lorsch geht's gut. Die Kindergartenplätze sind ordentlich, über die Schulen gibt's keine Klagen, das Johanniter-Altenheim machte noch nie Negativ-Schlagzeilen, und die Schön-Klinik bekommt einen Neubau. Darüber hinaus verfügt Lorsch über gut genutzte Sport- und Freizeitanlagen und studiert in einem Freiluftlabor das Leben im frühen Mittelalter.

Lorsch geht es sehr gut! Deshalb kann es sich die Stadt auch leisten, einen ausgedienten Tabakschuppen zum Museum umzufunktionieren. Würde jemand solch einen hässlichen Holzschuppen mit den gewaltigen Ausmaßen von 60 mal 14 mal acht Metern in der Feldgemarkung errichten wollen, würde er kläglich am Landschaftsschutz scheitern.

Wiesbaden fördert das Projekt

Nun geht es bei der Umwandlung der Tabakscheune in ein Museum aber nicht einfach um den Erhalt eines Gebäudes. Vielmehr wurde dem Land Hessen dargelegt, dass mit dem Museum in Lorsch "wichtige Bildungsarbeit" geleistet werde. Die Institution Museumszentrum - ein Tabakmuseum eingeschlossen - scheint dazu nicht mehr in der Lage. Das machte man dem Land Hessen glaubhaft, und Wiesbaden fördert die Einrichtung mit 65 000 Euro. So muss nur noch kleines Geld aufgebracht werden, um die Gesamtkosten von 145 000 Euro zu finanzieren. Mehr wird das Projekt nicht brauchen, da Kostensteigerungen bei solchen Vorhaben völlig unüblich sind.

Keine Folgekosten?!

Und über die Folgekosten muss man sich auch keine Gedanken machen. Das Museum wird meistens geschlossen sein. Dann geht auch nichts kaputt. Der Bildungsauftrag wird dennoch erfüllt, denn angemeldete Gruppen dürfen rein und sich bilden. Diese Gruppen bekommen die Chance, zu beobachten, wie Tabakblättern die Feuchtigkeit entzogen wird. Denn in der ehemaligen Tabakscheune sollen weiter Tabakblätter getrocknet werden. Sie stammen vom benachbarten Feld und sind Füllmaterial für die Lorsa Brasil. Das ist die Zigarre mit brasilianischem Deckblatt, die an (zum Glück) vergangene Zeiten erinnert. Aus dem Verkauf dieser Rarität lässt sich jedes Defizit schließen.

Lorsch geht's zu gut.

Dietmar Singer

Lorsch

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