Gegen eine "Schnellschussvariante"

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Zum Thema: Michler will Mittelgewann bebauen

Zunächst besteht der Eindruck, als ob dem Bürgermeister, Herrn Michler, mit seinem "Blick von außen" die Sicht auf vorhandene Stimmungen, Bedürfnisse und - womöglich berechtigte - Ansprüche der Gemeindebevölkerung versperrt ist. Man fragt sich beispielsweise, ob er mit seiner in dieser Sache äußerst raumgreifenden Gangart auch an die nachkommenden Generationen und an künftige Bürgermeister gedacht hat, die ja in ferner Zukunft vielleicht auch gern auf solche Ressourcen zugreifen möchten, um in den Genuss von "Wachstum und die Schaffung von Einnahmequellen" zu kommen.

Wohlgemerkt, es geht hier um das "Mittelgewann": Es ist mit fast elf Hektar das mit Abstand flächengrößte und durch die attraktive örtliche Lage und seine nahezu perfekte Verkehrsanbindung eindeutig das schönste Sahnestück unter allen Flächen, die der Gemeinde in den kommenden Jahrzehnten für Zwecke der Ortsentwicklung zur Verfügung stehen. Wegen angeblich vorliegender 60 Baugrundstücksanfragen soll nun das gesamte 15 Fußballfelder große Mittelgewann in einem Zug platt gemacht, erschlossen und auf den Markt geworfen werden!

In dieser Gangart offenbart sich mir die für unseren Zeitgeist zunehmend typische Mentalität, in der ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten der Menschen und nachkommender Generationen sowie auf Fragen des Umweltschutzes und unserer gesamten Lebensqualität eine Maximalausbeutung aller Ressourcen, derer man irgendwie habhaft werden kann, gewollt ist. Kaum auszuschließen, dass wir mit dieser so zutage tretenden Gier eines Tages noch unseren gesamten Planeten in den Graben fahren werden.

Ein vernünftiger Kompromiss könnte sein, das Bauerwartungsland im Mittelgewann in etwa vier Bauabschnitte aufzuteilen. Jeder dieser Bauabschnitte hätte dann immer noch mehr 25 000 m²! Mit dem ersten Bauabschnitt an der Schillerstraße könnte man dann die 60 vorhandenen Interessenten also mehr als reichlich genug befriedigen. Durch diese stufenweise Gemeindeentwicklung sind wir zugleich geschützt vor den zu erwartenden Nachteilen der im Moment geplanten, unnötig aggressiv anmutenden Vorgehensweise.

Desweiteren wäre aus Gründen des Umwelt-/Klima-/Artenschutzes wichtig, die vorhandenen Gehölzgürtel vorerst von der Erschließung auszunehmen und damit die Attraktivität des Baugebiets sogar noch zu steigern. Übrigens auch eine Sache, die einmal unsere nachkommenden Generationen ja nachträglich anders entscheiden können, wenn es dann triftige Gründe gebieten. Ohne Not sollten diese zunehmend wertvoller werdenden Flächen gewiss nicht vernichtet werden und Platz für unseren aktuell tatsächlichen Bedarf ist dort genug.

Schließlich noch die Empfehlung zu einem Seitenblick in unsere Nachgemeinde Ladenburg. Dort hat man sich offenbar wegen der aktuellen Entwicklung eines neuen Wohnbaugebiets für relativ wenig Geld ein versiertes Beratungsunternehmen gesucht, das - weit vor Baubeginn! - detailliert herausgearbeitet hat, welche Anforderung und Wünsche seitens der Gemeinde an ein zeitgemäßes und in das bestehende Ortsbild passendes Neubaugebiet zu stellen sind. Das ist eindeutig eine erfreulichere Kultur, als die leider bei uns in Edingen-Neckarhausen durch den Bürgermeister zurzeit angestrebte Schnellschussvariante.

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