"Wir wünschen uns mehr Behutsamkeit und Fingerspitzengefühl"

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Zum Thema: Mittelgewann in Edingen

Bürgermeister Michler plant im Mittelgewann ein Neubaugebiet von ca. 10,7 Hektar. Auf der grünen Wiese sollen Bauflächen ausgewiesen werden, um Neubürger anzusiedeln. Die unvorstellbare Menge von 15 Fußballfeldern soll bebaut werden. Entspricht das den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in einer Gemeinde, die von ihren Bürgern für ihren Naherholungs- und Freizeitwert und für ihren ländlichen Charakter geschätzt wird?

Wer einmal im Abendlicht den Weg durchs Mittelgewann mit seinen Feldern, Streuobstwiesen und mit seinem Ausblick auf die Bergstraße und den Wasserturm genommen hat, kann sich kaum vorstellen, wie der Anblick nach Durchführung dieses Großprojektes wäre. Lebensraum für viele Tier- und Vogelarten würde zerstört werden. Durch die Flächenversiegelung können Starkregen nicht mehr vom Boden aufgenommen werden, Wasserverdunstung auf unbebauten Flächen, die der Kühlung der Luft dient, wird verhindert. Die Zirkulation von Frischluft wird eingeschränkt.

Kreativ ist so ein Vorhaben nicht gerade, eine sparsame und nachhaltige Nutzung von Bodenressourcen sieht anders aus. Unsere Frage: sind die Potenziale für eine Innenentwicklung der Gemeinde ausgeschöpft? Wie viele Baulücken und Brachflächen sind noch vorhanden, deren Entwicklung einen derartigen Flächenverbrauch von Acker- Garten- und Naturland verhindern würde? Wie viele Altbauten könnten in den Ortslagen saniert werden und so die Ortskerne aufwerten?

Es verwundert auch sehr, dass eine öffentliche Diskussion in diesem Stadium offenbar nicht gewünscht wird. Auch im amtlichen Mitteilungsblatt wird das Projekt von Gemeindeseite mit keinem Wort erwähnt. Sollen hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollendete Tatsachen geschaffen werden? Bei allem Verständnis für den finanziellen Anreiz, würden wir uns bei einer solch tiefgreifenden Maßnahme, die das Gepräge unserer Gemeinde so stark verändern würde, mehr Behutsamkeit und Fingerspitzengefühl wünschen.