Zeugen Jehovas - Holocaust-Gedenktag gilt allen Nazi-Opfern 2000 verloren ihr Leben

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Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Bundespräsident Roman Herzog ahnte wohl nicht, dass die Einführung des Holocaust-Gedenktages seit 1996, jeweils am 27. Januar, eine so starke Resonanz haben würde. Er legte großen Wert darauf, dass dabei an alle NS-Opfergruppen erinnert wird. In einer Rede zu diesem Gedenktag im Jahre 2003 äußerte sich der baden-württembergische Landtagspräsident Peter Straub: "Unsere Hochachtung, die sich in Worten nur schwer ausdrücken lässt, gilt deshalb allen, die um ihres Glaubens oder ihres politischen Bekenntnisses willen Verfolgung erlitten und die eher den Tod hinzunehmen gewillt waren, als sich zu beugen. Völlig verweigert haben sich den Ansprüchen des Hitler-Regimes als Religionsgemeinschaft nur die Zeugen Jehovas. Sie hoben die Hand nicht zum Hitler-Gruß, sie verweigerten den Eid auf Führer und Staat ebenso den Wehr- und Arbeitsdienst und ihre Kinder traten nicht in die Hitlerjugend ein!"

Jesus Christus sagte über seine Nachfolger: "Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin", gemäß Johannes 17:16. Die Haltung der Zeugen Jehovas hatte ausschließlich religiöse Gründe. Straub sagte weiter: "Die Zeugen Jehovas, die als KZ-Häftlinge einen lila Winkel an der Kleidung tragen mussten, waren die einzigen, die das Ende des Martyriums durch eigenes Handeln hätten herbeiführen können, es hätte genügt, einen Revers zu unterschreiben, in dem sie ihrem Glauben abschworen!" Jehovas Zeugen vertraten die Einstellung: "Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen", gemäß Apostelgeschichte 5:29.

Dr. Michael Berenbaum, Historiker am Holocaust Memorial Museum in Washington/USA sagte: "Man muss sich einmal vorstellen, wie viel Mut es kostete, anders zu sein. Man kommt in einen Raum und hört die Worte ,Heil Hitler', und da sagt jemand "Guten Morgen!" Dieses Verhalten zeugt von einzigartiger Zivilcourage. Etwa 2000 Zeugen Jehovas verloren ihr Leben, darunter über 360, die wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet wurden. Dazu schreibt Historiker Andreas Röpcke: "Dem Totalitätsanspruch des nationalsozialistischen Systems waren die Verkündiger von Jehovas Königreich unerträglich. Als erste religiöse Vereinigung wurden sie 1933 verboten. Die Verweigerung des Fahneneides brachte viele vor das Reichskriegsgericht. Viele wurden zum Tode verurteilt. Diese kleine Glaubensgemeinschaft, die Hitler so erboste, dass er sie auszumerzen wünschte, bewies imponierende Festigkeit und Prinzipientreue in der Verfolgung. Keine andere Religionsgemeinschaft ist von den Nationalsozialisten so unerbittlich verfolgt worden."

Kurt Willy Triller, Eppelheim

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