Islam und Christentum - Nächstenliebe kann im Orient tödlich sein An ihren Früchten erkennen

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Es ist zum Verzweifeln. Im Orient sterben Menschen, weil sie Christen sind. Im Okzident streitet man über die "Rolle des Islam" und seine gesellschaftliche Kompatibilität. Was mit den Glaubensgeschwistern in den Regionen des Urchristentums geschieht, interessiert anscheinend im angeblich christlichen Abendland niemand.

Im Jahre 2005 reiste eine Gruppe des Bistumshauses St. Ludwig in Speyer in die Türkei. Die Reiseleitung vor Ort hatte ein türkischer Kapuzinermönch, der seine Identität geheim halten musste. Ein Polizist in zivil überwachte die Reise. In der kurdischen Stadt Nusaybin erfuhren die Besucher, dass drüben in der syrischen Nachbarstadt Quamishli überwiegend aramäische und armenische Christen wohnen, multireligiös und friedlich. Sie waren vor den Völkermord-Massakern von 1916 hierher geflohen.

Zum Zeitpunkt der Reise galt im Vergleich zur Türkei und Anatolien die syrische Christenstadt als Idylle. Dieser Tage berichtet die "Die Zeit", dass in eben dieser ehemals friedlichen Stadt ein als Priester verkleideter islamistischer IS-Fanatiker den Patriarchen Ephrem Karim aus Damaskus beim Gottesdienst in die Luft sprengen wollte. Das Attentat wurde von drei Sicherheitsmännern verhindert, die ums Leben kamen. Die Pressemeldung schaffte es nicht bis in die Regionalzeitungen.

Kein kirchlicher Gesprächskreis kümmert sich um das christliche Elend im Morgenland. In Oftersheim tritt ein Kirchengemeinderats-Vorsitzender zurück, weil er in der Männerrunde seinen islamkritischen Standpunkt innerhalb der evangelischen Kirche nicht mehr vertreten kann und ihm die beiden Pfarrerinnen einen Maulkorb verpassen wollen.

Gehört das Christentum noch zum Orient wie der Islam vermeintlich zu Deutschland? Im Moment sieht es nicht mehr danach aus und anscheinend kümmert es auch niemanden hierzulande. Vielleicht verhilft ein Blick ins Evangelium, Mt. 7, 16-20, "...an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen..." zu mehr Klarheit.

Winfried Wolf, Plankstadt

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