Saudi-Arabien - Es ist der Machtanspruch der westlichen Gesellschaft und nicht die Boshaftigkeit der Menschen muslimischen Glaubens An unsere eigene Brust klopfen

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Zu Ihrem Leserbrief "Die Macht Saudi-Arabiens", Herr Zimmermann, möchte ich Ihnen folgendes sagen: Es ist nicht die Macht Saudi-Arabiens oder die Boshaftigkeit der uns überflutenden flüchtenden Menschen moslemischen Glaubens.

Nein, es ist der Machtanspruch unserer eigenen, "westlichen", lediglich auf die Ersatzreligion des grenzenlosen Wachstums und der Geldgier ausgerichteten Gesellschaft - sei es im amerikanischen, europäischen oder russischen Stil - die ohne jegliches Gewissen nur Profit und Besserwisserei kennt und inzwischen praktisch alle anderen Kulturen auf der gesamten Erde sowie auch weltweit die Natur und die gesamte Umwelt zerstört und dies schon bis an den Kollaps hin "entwickelt" hat.

Deutsche, aber wie selbstverständlich auch viele andere Rüstungsfirmen verkaufen seit Jahrzehnten massenweise ihre Waffen mit Werbesprüchen wie "Low cost to kill" besonders auch an Staaten wie Saudi-Arabien, deren Herrscher durch unseren unstillbaren Öldurst reich und mächtig geworden sind.

So konnten diese alles zerstörenden militärischen Materialschlachten im Nahen Osten, genau so wie brutalste Regenwaldabholzungen auf dem Rücken der einheimischen Bevölkerungen und andere Umweltzerstörungen durch mächtige internationale Konzerne mit Hilfe korrupter oder naiver Politiker in vielen Ländern der Erde entstehen. Gewalt erzeugt Leid und das wiederum Gewalt, wie Sie ja im letzten Abschnitt Ihres Leserbriefs andeuten.

All dies haben die Industriestaaten jeglicher Couleur aus (auch ideologischer) Macht- und Geldgier in den letzten Jahrzehnten rücksichtslos in die ganze Welt gebracht um angeblich mit ihren vermeintlich alternativlosen Methoden die Welt zu retten und die Menschen glücklich zu machen.

Diese Welt, in der wir heute gezwungen sind, einen Computer mit Internetanschluss zu kaufen, wenn wir nicht einsam außerhalb der Gesellschaft stehen wollen (Thema Freiheit und "alternativlose" gesellschaftliche Zwänge!). Und auf der ganzen Erde waren Hunger, Flucht und Armut noch nie so riesengroß und hartnäckig gewesen wie es in unserer heutigen, angeblich so fortschrittlichen, Welt der Fall ist!

An unsere eigene Brust sollten Sie klopfen, Herr Zimmermann, nicht an die anderer, fremder Menschen und Religionen. Die wirklichen Ursachen sollten Sie betonen und nichts anderes! Alles andere ist eine Perversion dessen, was man als "moralisch" bezeichnet.

Vielleicht sind Sie Christ - dann lesen Sie mal die Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Da können Sie sehr viel darüber lernen wie der Hase in unserer Welt wirklich läuft!

Hans Odoj, Schwetzingen