Gemeindepolitik in Ketsch - Zwei sehr unterschiedliche Sichtweisen nach der Einwohnerversammlung und der Gemeinderatssitzung Brauchen wir einen neuen Bürgermeister?

Lesedauer

Brauchen wir einen neuen Bürgermeister und Gemeinderat? Seit letzter Woche wurden mir - dank eines Leserbriefes an dieser Stelle - die Augen geöffnet, dass im Ketscher Rathaus vermutlich geistige Tiefflieger am Werk sind: Ein Bürgermeister, der nicht up to date ist, ein Gemeinderat, der nicht bis Drei zählen kann und eine Planerin, die neben der Spur läuft, weil sie keine Ahnung hat.

Leserbriefe in der Zeitung sind einerseits ein belebendes Element in der Medienlandschaft. Und das ist auch gut so. Andererseits ist es aber auch bedauerlich, wenn ein gewisses geistiges Niveau unterschritten wird. Rundumschläge auszuteilen, das ist einfach. Sachliche Argumente vorzutragen, das steht auf einem anderen Blatt Papier.

Zwei IG's in Ketsch bestimmen teilweise die Presselandschaft. Das ist ein Zeichen gelebter Demokratie. Die Verkehrs-IG hebt sich aber im Niveau sehr deutlich von der anderen IG ab. Gewisse Leserbriefschreiber bringen ihre Ignoranz deutlich zum Ausdruck. Ein Bürgermeister, der von der Bevölkerung mit 94 Prozent beziehungsweise 97 Prozent gewählt wurde, verdient meines Erachtens Vertrauen und Anerkennung für seine Arbeit. Der Gemeinderat ist ein Spiegelbild unserer demokratischen Parteien mit teilweise selbstständigen und erfolgreichen Unternehmern. Dass in der Schwetzinger Straße Tristesse vorhanden sei, zeigt wiederum die Unkenntnis des Schreibers. Ein Anglerfachgeschäft gibt es dort seit Jahrzehnten, ein Fleischereifachgeschäft mit vielen Auszeichnungen und ein Lokal im gehobenen Gastronomiebereich ist auch nicht in jeder Gemeinde vorhanden. Zum Überleben ist kein Weltkulturerbe notwendig.

Ich lebe in einer fortschrittlichen Gemeinde - als Beispiel seien die Errichtung eines Neubaugebietes, Neugstaltung des alten Bahnhofbereiches nebst Kreisverkehr sowie eine neue Toilettenanlage auf dem Festgelände - mit einem enormen Wohlfühlfaktor - genannt. Stillstand wäre Rückschritt. Solche Veränderungen sind nur möglich, wenn die zuständigen Gremien an einem Strang ziehen und auch kompetente Entscheidungsträger haben.

Dieter Maurer, Ketsch

Kappenstein - Erdogan vom Rhein

Die Ähnlichkeiten zwischen unserem sehr geehrten Bürgermeister Jürgen Kappenstein und dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan, sind, abgesehen vom Aussehen, doch gravierend und auffallend. Beide wollen wieder die Autokratie einführen. Während in der Türkei das Parlament willfährig alles abnickt, ist in Ketsch der Gemeinderat dafür verantwortlich. Am Hofe von Jürgen Kappenstein gilt Kritik nicht als etwas Notwendiges für eine kommunale Gesellschaft, die sich beständig um die besten Lösungen bemüht, sondern als Beleidigung, als Respektlosigkeit, ja sogar als Schande.

In allen Bereichen der Gesellschaft beruht der erzielte Fortschritt darauf, dass frühere Vorstellungen ständig auf Fehler untersucht und die entstandenen Fehler zugegeben und abgestellt werden. In der Ketscher Rathauspolitik ist man für diese Erkenntnis noch nicht reif. Hier wird stur und rechthaberisch an den alten Fehlentscheidungen festgehalten. Nach Wagenburgmentalität - jetzt erst recht. Ja, merkt denn keiner, dass die Diskrepanz zwischen Bürgermeister und Gemeinderat auf der einen Seite, und den Ketscher Bürgern auf der anderen, immer größer wird? Die Stimmung in Ketsch ist mies. Die Leute haben die Faxen dicke! Und dies sollte man nicht auf die angebliche schlechte Presse und kritische Leserbriefe schieben. Sondern man sollte sich an die eigene Nase fassen

Die Gemeinderäte und der Bürgermeister müssen endlich einsehen, dass sie nur gewählt und nicht geweiht sind. Davon war bei der letzten Gemeinderatsitzung am Montag allerdings nicht viel zu merken. Nach der ausführlichen Vorstellung des Alternativkonzeptes für die Neugestaltung des Marktplatzes durch Simon Schmeisser und Daniel Giese, gab es die Stellungnahmen der Fraktionen. Alle, außer der CDU, machten davon Gebrauch. Soviel vorweg: Wie nicht anders zu erwarten war, gab es keine einzige positive Meinung. Gemeinderat Rist (SPD) bemängelte am Konzept, dass er seinen Hauptwunsch, ein "Gemeinde- Entrée" - was auch immer das ist - schmerzlich vermisse. Müller von den Freien Wählern monierte die angeblich fehlende Aktualität und fragte, ob der Maßstab auch stimme. Und auch die Fraktionssprecherin der Grünen und der parteilose Gemeinderat Dreixler, bliesen ins gleiche Horn. Über die Stellungnahme von Gemeinderat Mummert hüllt man am besten den Mantel des Schweigens. Man sollte die Zahlen und Fakten des eigenen Beschlusses doch kennen.

Bei keiner dieser Stellungnahmen wurde über die horrenden Kosten und die Bebauung als solche gesprochen. Warum wohl? Bei solch einem Verhalten darf man sich über zunehmende Politikverdrossenheit und geringer werdende Beteiligung an Kommunalwahlen nicht wundern. In Sonntagsreden Bürgerbeteiligung wünschen und wenn dann ein wirklich guter und vor allem preiswerter Vorschlag kommt, wird dieser abgebügelt. Als Fazit bleibt: In Ketsch bestimmt nicht der Gemeinderat die Politik, sondern die Verwaltung.

Wenn der Gemeinderat den Begriff "Gott" hört, bekommt er Assoziationen. Manche denken an Jesus, andere an Allah oder Buddha, die meisten sicherlich an Jürgen!

Walter Rohr, Ketsch

Mehr zum Thema

Verabschiedung Dieter Mummert verlässt nach 21 Jahren den Ketscher Gemeinderat

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Ketsch Aus Ketscher Bürgermeisteramt verabschiedet: Ehrenbürgerrecht für Jürgen Kappenstein

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Verpflichtung Thomas Franz wird Amtseid abnehmen

Veröffentlicht
Mehr erfahren