Beigeordnetenwahl in Plankstadt - Gerhard Waldecker hatte doch das zweitbeste Wahlergebnis und er hätte die Zeit für das Amt Das ist keine gute Arbeitsbasis

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Ein Gemeinderat ist bezogen auf seine Aufgaben und Funktionen recht gut vergleichbar mit dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft. Beide werden gewählt, beide sind das Kontrollgremium des Unternehmens oder der Gemeindeverwaltung, beide dienen auch dem Stakeholder und beide besetzen als Arbeitsgremium Ausschüsse und bestimmte Funktionen. Eine Rollenverteilung Opposition-Regierung ist für dieses Gremium sinnhafterweise nicht vorgesehen.

Die erbärmliche Szenerie, die dem Zuschauer in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 21. Juli mit der Besetzung der Arbeitsgremien und den Bürgermeisterstellvertreter-Wahlen dargeboten wurde, würde in der freien Marktwirtschaft nur einen freuen, nämlich den Wettbewerber. Nun hat eine Gemeinde aber keinen so richtigen Wettbewerber und läuft auch nicht Gefahr, aufgrund von Missmanagement vom Markt zu verschwinden. Interessanterweise arbeiten über 90 Prozent der Plankstädter Gemeinderäte nicht für eine Kapitalgesellschaft wie einer oben beschriebenen AG, sondern als selbstständige Lokalfürsten, beim Staat, in der Lehre oder sie genießen ihren wohlverdienten Ruhestand.

Vielleicht sind dies Ansätze eines Erklärungsversuches, warum es keine zwingende Notwendigkeit gibt, konstruktive Sacharbeit in den Vordergrund zu stellen. Anstatt dessen werden persönliche Animositäten ausgetragen. Begründet und legitimiert wird dieses Verhalten dann mit einem allgemeinem demokratischen Grundverständnis, Prozessen und dem Rahmen, den die Gemeindeordnung hergibt.

Die Tatsache, dass über die Besetzung von Arbeitsgremien und der Bürgermeisterstellvertreter eine geheime Abstimmung beantragt wurde, zeigt das gewaltige Maß an Misstrauen im Rat und lässt den gegenseitigen Respekt vermissen, der für ein kollegiales Miteinander selbstverständlich sein sollte.

Dass Gerhard Waldecker in der Bevölkerung breite Akzeptanz genießt, ist mit dem drittbesten Stimmenergebnis in der Gemeinderats- und dem zweitbesten der Kreistagswahl vor wenigen Wochen hinlänglich dokumentiert worden. Warum dieser, der zeitlich als Pensionär am besten unter den PlaLi-Gemeinderäten geeignet ist und der als ehemaliger Rektor eine anerkannte öffentliche Person darstellt, nicht akzeptiert sein soll, ist ein nicht genannter Teil der geheimen Wahl.

Natürlich laufen im Vorfeld viele Gespräche. So sicherte die GLP ihre Zustimmung zu, die SPD (4) sowie Einzelkämpfer Hohl deuteten ihre geschlossene Ablehnung an und die CDU signalisierte drei Stimmen von sechs. Es bedarf keiner mathematischen Klimmzüge, um zu erahnen, dass bei 10 Gegenstimmen nur eine Pro-Stimme für Gerhard Waldecker von der CDU kam. Aufgrund des Plädoyers von CDU-Rat Helmling zum Ende dieses Tagesordnungspunktes, bei dem er sein Bedauern über den Verlauf zum Ausdruck brachte, ist hinter dieser Stimme die integre Person Hans-Peter Helmling selbst zu vermuten. Wie die CDU damit umgehen will, muss sie mit sich selbst ausmachen.

Im besonderen Maße enttäuschend ist, dass die Neulinge, die Doktoren Geisler und Neidig sich von persönlichen Animositäten beeinflussen lassen, dem Mainstream ihrer Parteikollegen folgen und nicht mit dem guten Willen einer konstruktiven und vertrauensvoll-kollegialen Zusammenarbeit zu starten scheinen. So ändert sich kurz nach der Neuwahl im Plankstädter Gemeinderat nichts Wesentliches.

Alles keine gute Arbeitsbasis für die Zukunft im Rat. Schwer vorstellbar, wie sich dieser gordische Knoten lösen soll. Ohne professionelle Hilfe, beispielsweise eines Mediators wird dies kaum möglich sein. Nur ist es so wie beim Alkoholiker: Ohne eigenen Willen, der Sucht zu entkommen, gelingt es nicht.

Alexander Gund, Plankstadt

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