Holzeinschlag in Hockenheim Ein Brief an den abgeholzten Wald

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Lieber Hockenheimer Wald, entschuldige bitte, dass Dir in den vergangenen Wochen sehr viele Bäume weggenommen wurden. Bestimmt wirst Du anstelle von "weggenommen" das Wort "geraubt" verwenden.

Du, ich war bestürzt, als ich in der zurückliegenden Woche Dich so licht und leer gesehen habe. Mit wie vielen Bäumen darfst Du Dich noch Wald nennen? Es muss für Dich schlimm sein, die Stämme der vormals stolzen Bäume am Wegesrand liegen zu sehen. Auch die schweren Forstmaschinen bewegen sich ziemlich ungeniert auf Deinem Gelände.

Nachdem sich mein Ärger etwas gelegt hatte, habe ich mir überlegt, ob diese Baumfällaktion für Dich und für uns Menschen auch Vorteile hat. Da Du Dich jetzt um weniger Bäume kümmern musst, sind Deine Sorgen, wenn ich mich nicht täusche, doch etwas kleiner geworden. Oder?

Auch das Unterholz und die kleinen Pflanzen können besser wachsen, weil die Sonne sie nun direkt bescheinen und der Regen sie ungehindert erreichen kann. Die Spaziergänger und die Jogger fühlen sich sicherer, denn die Bösewichte finden kaum einen passenden Baum, hinter dem sie sich gut verstecken können. Vielleicht freuen sich manche Menschen darüber, dass sie nun Bekannte sehen können, die auf dem Parallelweg gehen oder laufen. Du musst bitte verstehen, dass das Holz Deiner Bäume natürlich verkauft wird und viel, viel, dringend benötigtes Geld bringt.

Es wäre schön, wenn Du Dich jetzt nicht mehr so ärgerst. Ich glaube, dass du für eine lange, lange Zeit in Ruhe gelassen wirst und alle Deine Pflanzen behalten darfst. Leider kann ich Dir das aber nicht versprechen.

Es grüßt Dich

Erich Losert, Hockenheim

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