25 Jahre Mauerfall - Die Ereignisse dieser Nacht und am den Tagen danach sollte jeder Deutsche fest in seinem Gedächtnis verankern Ein Grund zum Staunen und Danken

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Kompliment und Dank an die Redaktion für die reichhaltige und dem Anlass angemessene Wo-chenendausgabe zum Jubiläum 25 Jahre Mauerfall. Man kann sie nicht oft genug sehen und hören, die be-wegenden Bilder von damals, all die Berichte, Reportagen und Erzählungen von Menschen, für die der Mauerfall einen tiefen Einschnitt in ihrer Biografie bedeutete. Die Ereignisse dieser Nacht vor 25 Jahren und den Tagen danach sollte jeder Deutsche fest in seinem Gedächtnis verankern, für mich sind sie auch noch nach einem Vierteljahrhundert Grund zum Staunen und Danken und jedes Mal ein paar Freudentränen wert.

Staunen darüber, wie an diesem Abend von den Offiziellen "keener wusste, wat oben und wat unten ist" (aus einem Telefongespräch) und die Berliner in Ost und West einfach die Regie übernahmen mit dem Ruf: Die Mauer muss weg. Dankbarkeit dafür, dass trotz höchster Alarmstufe kein Schuss fiel und die Menschen das Glück über die neue Freiheit und die Möglichkeit der Begegnung ungehindert genießen konnten. Gleich Anfang Januar 1990 musste auch von uns diese neue Freiheit gefühlt, erlebt und begriffen werden bei einem Besuch in Berlin, und das Gefühl beim Gang durch das Brandenburger Tor - zum ersten Mal wieder seit Juli 1961 - war unbeschreiblich.

Einige Mauerstücke, von "Mauerspecht" und Patensohn Armin damals überreicht, lassen an jedem Jahrestag den Mauerfall wieder anschaulich werden! Welch neue Möglichkeiten, in den folgenden Jahren die Schönheit und Vielfalt Deutschlands bei Sommerurlauben auch in den neuen Bundesländern erfahren, erradeln und begehen zu können: den Spreewald, Rügen und Usedom, die Mecklenburgische Seenplatte und den Klützer Winkel gegenüber von Travemünde, Sachsen und Thüringen, und immer wieder Berlin und Brandenburg.

Als großes Glück empfinde ich es auch ganz persönlich, dass langjährige Freundschaften, entstanden durch kirchliche Partnerschaften und in über 50 Jahren vertieft durch Briefe und regelmäßige Besuche, erst einseitig, dann gegenseitig, diese für viele doch dramatischen "Wendezeiten" unbeschadet überstanden haben. Enttäuschungen über windige Geschäfte, zweifelhafte Beratungen, die Vereinnahmung durch die westliche Konsumgesellschaft und ihre vielversprechende Werbung, die Angst vor Betrug und mangelndem Respekt konnten so gemeinsam bearbeitet werden, auch die oft "verklärten" Vorstellungen vom Leben im Westen: "Wir haben gar nicht gewusst, dass Ihr auch Sorgen habt!" Neues Denken war gefragt auf beiden Seiten, ungleich mehr auf Seiten der ehemaligen DDR-Bürger.

Manches ging aber auch sehr schnell, mit Schmunzeln denke ich noch an eine kleine Episode im Spreewald 1990. Auf meine neugierige Frage, warum dasselbe Gurkenglas in einer Reihe von Ständen beim Nachbar weniger kostet als bei ihm, kam prompt die Antwort des Standbetreibers: "Det is Freie Marktwirtschaft!"

Doris Glöckler, Schwetzingen

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