PISA-Studie - Gesamtheitliche Betrachtung ist sinnvoller als der Bezug auf einzelne Bildungssysteme und Nationalitäten Eine irreführende Botschaft

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Die Pressemitteilung "Deutsche Schüler nur Mittelmaß in Mathe" ist - wie die vor 15 Jahren mit dem angeblichen Versagen bei der PISA-Studie - irreführend und kann Neid oder Selbstzufriedenheit hervorrufen. Einziger Zweck der TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) - genauso wie der PISA-Studie - war es, eine verbindliche Information zu erhalten wie sich die mathematischen Kenntnisse der zehnjährigen Schüler weltweit zeigen. Es war kein Wettkampf von ausgewählten Mannschaften verschiedener Länder, sondern eine Prüfung sehr vieler Einzelkandidaten aus 50 Ländern der Erde, ein jeder von ihnen war ausschließlich nur für seine Person zuständig.

Die Fragen waren einheitlich - in der Sprache der Betroffenen übersetzt - die Antworten wurden, auf einheitlicher Grundlage, mit einem Punktwert beurteilt, was es ermöglicht, eine zusammenfassende Einzelliste zu erstellen, auf der alle 300 000 Kandidaten in absteigender Wertordnung Platz finden.

Diese umfassende Einheitsliste (etwa 40 MB) kann auch zusätzliche Daten enthalten, wie: Geschlecht, Nationalität oder soziale Zugehörigkeit, welche es ermöglichen, auch nach verschiedenen Kriterien zu sortieren. Allein verbindlich bleibt aber nur die Einheitsliste, welche nur Name und den erzielten Punktwert jedes Betroffenen enthält.

Davon ausgehend, dass unterschiedliche Unterrichts-, Sozial- und Lebensbedingungen weltweit herrschen, ist zu erwarten, dass die erzielten Ergebnisse, diese Unterschiede auch widerspiegeln. Die Erstellung von weiteren Priorität-Tabellen, nach bestimmten Sortierkriterien, ist nutzlos, nichtssagend und kann irreführend wirken. Der Vergleich einer Menge von Äpfeln und Birnen ist mathematisch möglich, aber sinnlos.

Somit sollte ausschließlich die verbindliche Einheitsliste für eine Interpretation aller erzielten Studienergebnisse dienen. Es scheint zweckmäßig, die Einteilung in Leistungsgruppen, welche anteilmäßig, ihrer Größe entsprechen, vorzunehmen. In der ersten Gruppe (1 bis 2 Prozent) sollen sich die vermutlich sehr wenigen befinden, die es erreicht haben, alle Fragen beanstandungslos zu beantworten. In der zweiten Gruppe (ungefähr 10 bis 15 Prozent) befinden sich die Kandidaten, welche mit unbedeutenden Ausnahmen, fast alle Fragen richtig beantwortet haben. Der Einfluss dieser zwei Gruppen auf das Endergebnis, kann nicht als bestimmend betrachtet werden, diese Rolle übernehmen die drei folgenden. In Gruppe drei befinden sich Kandidaten, welche den Großteil der Fragen richtig beantworten und deren Ergebnis als maßgebend betrachtet werden kann. In die vierte Gruppe gehören die Kandidaten mit nur vereinzelten richtigen Antworten und in die fünfte solche, die keine richtige Antwort haben.

Sollte der Anteil der Gruppen 4 und 5 zusammen größer als der von Gruppe 3 sein, ist das ein Warnzeichen, welches man ernst nehmen sollte. Falls die Gruppe 3 überwiegend größer ist als 4 und 5 zusammen, ist das eine zufriedenstellende Antwort, ein Zeichen, dass der Mathematik-Unterricht weltweit sein Ziel erreicht hat und die zukünftige Generation sich auf einem richtigen Weg befindet.

Ziel der TIMSS und auch der PISA-Studien ist es, die gesamte Menschheit umfassende und nicht regionale oder nationale Fragen zu beantworten. Wenn die Letztgenannten, auf ihre heimliche Ebene bedeutend verbesserte oder verminderte Ergebnisse erreichen, werden sich diese bestimmt bei zukünftigen Tests im Endergebnis, welche für die gesamte Menschheit bestimmend sind, ohne Zweifel widerspiegeln.

Es ist eine lobenswerte Bemühung, in der wirtschaftlich sich stets globalisierenden Welt, sich auch für die einheitliche Verbesserung des Schulwesens zu kümmern. Danke für die mühsame Arbeit der Organisatoren und nicht zuletzt, für die freiwillige Mitwirkung der Viertklässler aus aller Welt.

Stefan Miskovits, Schwetzingen

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