Deutschland, Dein Vorschriftendschungel! Wir ersticken bald daran, Spontanität ist nicht mehr gefragt. Vor der Angst, etwas falsch zu machen oder in Haftung zu kommen, hält man sich lieber zurück. Ich bin selbst ehrenamtlich tätig und kämpfe mich mittlerweile durch die Papierflut von Vorschriften, die es vor einigen Jahren so nicht gab und die ein "normaler" Mensch oft gar nicht umsetzen kann.
Ständig wird nach Ehrenamt gerufen - so jetzt auch bei der Flüchtlingshilfe - aber diese wird zunehmend durch verstärkte Regularien ausgebremst. Menschen, die so vor den Kopf gestoßen werden, sind schwer wieder zurückzugewinnen. Ärzte und das Team wollen nur helfen und opfern einen Großteil ihrer Zeit. Die Menschen, die zu uns kommen, haben einen langen Weg hinter sich, nicht nur streckenmäßig, sondern auch seelisch. Für sie ist es schwer, sich am Anfang zurechtzufinden.
Hier soll am Anfang Hilfe vor Ort, in ihren Unterkünften einsetzen, auch medizinisch. Was ist da der erste Gedanke des Landratsamtes "Der Wettbewerb ist nicht gewährleistet, die freie Arztwahl, Hygiene und so weiter." Ich denke, es sollte in erster Linie um die Menschen gehen und nicht um irgendeine spitzfindige Vorschrift. Dass Hygienevorschriften überall umgangen werden können, aus welchem Grund auch immer, ist nicht nur dieser Tage festzustellen. War Landrat Dallinger schon in einem der ärmsten Länder Afrikas? Weiß er, dass die Menschen, die weitab von Städten wohnen, kilometerweit laufen, um Wasser oder eine Krankenstation aufzusuchen? Und sie warten geduldig, bis sie behandelt werden. Nicht überall ist Kapstadt! Den Luxus einer freien Arztwahl haben dort die Begüterten.
Daher kann ich mir gut vorstellen, dass die Menschen in der Kaserne in Schwetzingen das Angebot gerne annehmen würden, in der ihnen nun vertrauten Umgebung behandelt und beraten zu werden, zumindest in der ersten Zeit des Hierseins".
Barbara Itschner, Hockenheim