Islamophobie - Alles nur Verschwörungstheorien? / In der Geschichte gibt es Beispiele für ähnliche Provokationen Frieden beginnt mit Lächeln

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Nachdem die Islamophobie nun schon den Karneval narrt, so dass gar Zugnummern abgesetzt werden müssen, möchte ich zunächst einem oft in den Medien zitierten Spruch auf den Grund gehen: "Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist, aber fast jeder Terrorist ist ein Muslim." Er wurde im Jahr 2005 bekannt - und zwar durch einen Muslimen selbst, nämlich Mehmet Daimagüler, damals Mitglied im FDP-Bundesvorstand.

Jahre später wollte er den Spruch so nicht mehr verstanden wissen, zumal die "Urform" dieses Spruches aus der Zeit nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center stammt: "Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist, aber seit dem 11. September 2001 ist fast jeder Terrorist ein Muslim." Mit diesem Satz wollte der saudi-arabische Journalist Abd al-Rahman al-Raschid eigentlich die Muslime gegen pauschale Vorwürfe in Schutz nehmen. Nicht wenige meinen, dass er damit den Muslimen eher einen Bärendienst erwiesen hat. Aber wurde dieser nicht von ganz anderer Seite erbracht?

So wie in bestimmten "weltumspannenden Elitezirkeln" Verständnis darüber herrscht, dass der Überfall auf Pearl Habour durch die Japaner 1941 im Voraus bekannt gewesen war und man diesen billigend in Kauf nahm, um einen Kriegseintrittsgrund zu haben, ist es dort auch ein offenes Geheimnis, dass dies entsprechend ähnlich auch gilt, was den Terrorakt auf das World Trade Center angeht.

Und damit man den geplanten Krieg gegen den Irak vor den NATO-Partnern auch rechtfertigen kann, narrte die US-Administration die Welt obendrein mit dem angeblichen Atomwaffenbesitz des Iraks. An diesem völkerrechtswidrigen Krieg der Bush-Administration hat die Region dort - ja die ganze Welt - bis heute zu knabbern. Reine Verschwörungstheorie? Wer diesen Begriff googelt, wird nicht nur feststellen, welche sich von diesen bewahrheitet haben, sondern was noch alles heimlich geplant war, aber beispielsweise durch Präsident Kennedy abgelehnt wurde, später doch an die Öffentlichkeit gelangte, was wiederum eine Verschwörungstheorie bezüglich des Attentats auf Kennedy zur Folge hatte.

Fällt auch die Islamisierung Deutschlands unter die Rubrik Verschwörungstheorie? Die Bevölkerung scheint zumindest gespalten, was die vornehmlich von Politikern gestreuten kryptischen Formulierungen zum Thema Islam und Deutschland angeht und die Diskussion bringt uns so auch nicht weiter.

Was uns schon lange fehlt sind kulturelle "Dekompressionskammern", in denen Neuankömmlinge den Druckausgleich zwischen ferner Heimat und naher Fremde üben können. Und was ist mit jenen, die schon lange da oder hier geboren sind? Im Roman "Guten Morgen Abendland" brachte Nazan Eckes auf berührende Weise ihre Gefühle, Erfahrungen und Eindrücke als Deutschtürkin zum Ausdruck.

Berührend fand ich, wie die Muslima Anna Alvi im Leserforum ("Lächeln kann so bedeutsam sein") über ihre aktuellen Gefühle, die zwischen Unwohlsein, Hoffnung und dem kleinen alltäglichen Glück schwanken, berichtete. Frieden beginnt im Kleinen. Wenn ich mir den täglichen Wahnsinn, der via Bildschirm auf uns einströmt, so betrachte, kann ich Anna Alvis Appell am Ende ihres Briefs beipflichten: Sich individuell für die Aufrechterhaltung des Friedens einzusetzen - nur mit einem Lächeln.

Herbert Semsch, Brühl

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