Flüchtlinge und Kriminalität - Selbst der syrische Wissenschaftler Dr. Bassam Tibi sieht Probleme durch Landsleute auf uns zukommen Gelogen, um Rassismus nicht zu schüren?

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Zum Thema Flüchtlinge ist es seltsam ruhig geworden. Klar, es gibt momentan keine Balkanroute mit 100 000 auf der Autobahn. Hunderte ertrinken still im Mittelmeer. Die Türkei mit Erdogan "ersetzt" wegen der Flüchtlinge in Zukunft England in der EU. Mazedonien verteidigt mit Gummigeschossen und hohem Zaun die Grenze. Überall wird wieder an Grenzen kontrolliert. Alles keine Themen für die Gutmenschen von gestern, sich aufzuregen. Zu der aktuellen Situation gibt es ein beachtenswertes Interview vom syrischen Professor Dr. Bassam Tibi, der seit über 50 Jahren in Deutschland lehrt. Er hat das Bundesverdienstkreuz erhalten, ist ein weltweit anerkannter Wissenschaftler. In der "Welt" sagt er einige bemerkenswerte Sätze:

"... Ich befürchte große Konflikte wegen der vielen syrischen Flüchtlinge, die arm sind und falsche Vorstellungen haben. ... Vielleicht fünf bis zehn Prozent der Muslime in Deutschland leben wie ich, europäisch. Mit Merkels Entscheidung, 1,5 Millionen Menschen ins Land zu lassen, verändert sich Deutschland immens. Das sehen Sie schon an Göttingen (37 Jahre war er dort Professor): Die Stadt war früher sehr studentisch, eine verträumte idyllische Stadt. Heute sieht sie aus wie ein Flüchtlingslager. Da laufen Gangs, ob afghanisch oder eritreisch, durch die Straßen und man bekommt es mit der Angst. Und über all das: keine Debatte des Bundestags! Alles der Alleingang einer Frau! Wenn man etwas Kritisches sagt, kommt gleich die AfD-Keule! Wir brauchen hier eine Debattenkultur, die diesen Namen auch verdient. Das ist Demokratie. Wir müssen nicht übereinstimmen. Aber wenn ich widerspreche, darf man sich nicht gleich hämisch über mich äußern. ... Ich habe in den vergangenen anderthalb Jahren mit mehreren Tausend Syrern in Deutschland gesprochen. Die meisten stammten nicht aus Städten, sondern vom Land und es gibt viele Antisemiten unter ihnen. Unter all den Leuten, die ich sprach, war übrigens kein einziger Arzt und auch kein Ingenieur."

Deutschland verändert sich. Zu Zeiten von Herrn Kachelmann war Vergewaltigung noch ein Straftatbestand, der Deutschland bewegte. Im "Spiegel" erfahren wir jetzt, dass Selin Gören, Bundessprecherin des Jugendverbandes der Partei "Die Linke", von drei Männern mit vermutlich arabischem Hintergrund vergewaltigt wurde. Sie hatten der 24-Jährigen nachts auf einem Spielplatz in Mannheim aufgelauert, sie gewürgt und zu Oralsex gezwungen. Bei der Polizei sagte sie nicht die Wahrheit. Sie gab an, sie sei überfallen worden. Von einer Gruppe von Deutschen und Migranten. Von der Vergewaltigung sprach sie nicht. Im "Spiegel" erzählt sie, warum sie zuerst gelogen hat und erst zwölf Stunden später die wirkliche Geschichte erzählte: Sie wollte nicht, dass das, was ihr widerfahren ist, die Vorurteile gegen Flüchtlinge schürt. In einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post schreibt sie an ihre Vergewaltiger, dass die sexistischen und grenzüberschreitenden Handlungen, die ihr angetan wurden, nur dazu beitrugen, " ...dass du zunehmendem und immer aggressiverem Rassismus ausgesetzt bist. Du bist nicht das Problem. Du bist meistens ein wunderbarer Mensch, der es genauso wie jeder andere verdient hat, sicher und frei zu sein."

Zu diesem Vorfall passt auch: Drei junge Frauen, zwischen 16 und 18 Jahre alt, Schülerinnen der Kasseler Herderschule, haben es sich gefallen lassen, dass Männer ihnen viel näher gekommen sind, als sie es wollten. In der Straßenbahn, im Bus. Morgens, mittags auf dem Weg zur Schule und nach Hause. Immer waren sie schon da, wenn die Mädchen in die öffentlichen Verkehrsmittel stiegen, immer wieder gelang es den Männern, sie am Po zu begrapschen, an der Brust, zwischen den Beinen. Wahrscheinlich hätten die Mädchen viel schneller reagiert, wenn die Männer keinen Migrationshintergrund hätten. Das haben sie jedenfalls ihrer Lehrerin gesagt, der sie sich vor einigen Wochen endlich doch anvertraut haben. Sie haben deshalb so lange geschwiegen, weil sie nicht zu einer Diskriminierung von Flüchtlingen beitragen wollten: "Wir möchten keine Menschen pauschal beschuldigen und auf keinen Fall böses Blut schüren."

Werden die Migranten neben dieser wohlwollenden Behandlung auch auf dem Arbeitsmarkt so uneigennützig unterstützt. Dieter Zetsche (Daimler), hatte auf der Automobil-Ausstellung in Frankfurt zwar betont, dass nicht jeder Flüchtling ein brillanter Ingenieur, Mechaniker oder Unternehmer sei. Aber wer sein komplettes Leben zurücklasse, sei hoch motiviert. "Genau solche Menschen suchen wir bei Mercedes und überall in unserem Land." Das war letztes Jahr. Die Realität im Juni 2016: Alle Dax-Konzerne zusammen (ohne die Post) stellen vier Flüchtlinge ein - Daimler 0,0.

Momentan gibt es laut der Agentur für Arbeit rund 131 000 arbeitslos gemeldete Flüchtlinge in Deutschland, davon verfügen dreiviertel über keine formale Berufsausbildung. Wunschdenken und Träumerei, vor allem der Politiker in Berlin und der 80 Prozent Merkel-Fans, treffen jetzt auf die Realität.

Bernd Bauer, Schwetzingen

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