Binnendüne und Magerrasen - Plädoyers für Naturschutzprojekt Heimat für seltene Arten

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Der Naturschutzverband Nabu und das Kreisforstamt stellten kürzlich bei einer öffentlichen Begehung eine geplante gemeinsame naturschutzfachliche Maßnahme zur Schaffung offener Sandflächen auf bisher aufgeforsteter bewaldeter Düne in der Hockenheimer Hardt, Gewann Saupferchbuckel, vor. Vonseiten einiger Teilnehmer gab es Kritik zu Eingriffen wie Abholzung, Baumstumpfentfernung und dem Abplaggen des Oberbodens.

Warum macht man sich diese Mühe? In Baden-Württemberg sind Flugsandgebiete und Dünen eine Besonderheit der nördlichen Oberrheinebene, insbesondere in der Hockenheimer Hardt und dem Schwetzinger Sand.

Nach der letzten Eiszeit konnte der Wind die feineren Bestandteile aus den Schotterflächen der Niederterasse und Rheinaue ausblasen. Sande wurden über Kilometer verweht und noch in der Rheinebene abgesetzt und zu Dünen aufgehäuft.

Bevor vermutlich ein geschlossener Waldbestand vorhanden war, griff der Mensch in das kaum stabilisierte Landschaftsgefüge ein und der Sand kam wieder in Bewegung. Die wichtigsten Eingriffe waren die Rodung des Waldes, die Waldweide, Streunutzung, landwirtschaftliche Nutzung und der Weinbau. Erst durch Wiederaufforstungen mit Wald-Kiefern brachte man den Sand zur Ruhe und wandelte die für die Landwirtschaft unattraktiv gewordenen Flächen in Nadelforste um.

Wenige offene, unbewaldete Dünen wie in Sandhausen, Oftersheim oder im Hirschackerwald blieben als Zeugen vergangener Nutzungen bestehen. Diese faszinieren Naturfreunde und Wissenschaftler mit ihrer besonderen Pflanzen- und Tierwelt. Sie bieten einen einzigartigen Lebensraum für sehr seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere - der Standort ist eine Welt für sich. Auf den offenen Binnendünen bleibt das Feld Spezialisten überlassen, die durch verschiedene Strategien mit den ungünstigen Lebensbedingungen - Trockenheit und starker Erwärmung - zurechtkommen.

Da die offenen Binnendünen und die lichten Kiefern-Wälder in unserem Raum zu den gefährdetsten Biotoptypen Baden-Württembergs gehören und als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten von herausragender Bedeutung sind, haben wir hier eine besondere Verantwortung zur Erhaltung. Hierzu sind auch gelegentliche Eingriffe nötig, durch die wieder offene oder vegetationsarme Sandflächen geschaffen werden. Die heutigen Landnutzungen schaffen kaum noch solche Flächen. Es ist hier deshalb auch die Schaffung neuer offener Sandstandorte nötig und gerechtfertigt, auch um die Isolation der noch vorhandenen Sandrasen und offenen Binnendünen zu verringern. Es ist zu hoffen, dass die vorgesehenen Maßnahmen im Hardtwald einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten.

Wer mehr über die einmalige Dünenlandschaft erfahren will, der möge einen Rundgang beim Oftersheimer Dünenlehrpfad machen.

Alfred Scheidel, Oftersheim

Es ist der richtige Schritt

Für unsere Kurpfälzer Landschaft wäre es eine große Bereicherung, wenn das geplante Trockenrasengebiet bei uns angelegt wird. 1. Es könnte ein einmaliges Trockengebiet entstehen, das von großer Qualität wäre. 2. Es gab bei uns früher seltene Vögel, Wildblumen, Tiere und Insekten an eben solchen Standorten, die wir inzwischen verloren haben, weil der frühere Wald mittlerweile völlig zugewachsen ist.

Zu den Vögeln zählen zum Beispiel der Ziegenmelker (Nachtschwalbe), der in der ganzen Hardt nur noch einen Brutplatz hat, und das in gefährlicher Nähe zum Hockenheimring. Er sollte ein neues Refugium als Ausweichstelle vorfinden. Der Wiedehopf hatte in der Hardt auch seinen Lebensraum und ist hier ganz verschwunden. Die Heidelerche, die auch offene Wälder benötigt und nur auf solchen Heideflächen ihr Futter findet, braucht diese Gebiete.

Bei den Blumen sind auch viele verschwunden, die allein durch den Trockenrasensamen, der angesät werden soll, dem Gebiet eine neue Heimat zurückgeben könnte.

Ich selbst war früher immer dagegen, wenn Totalabholzungen stattfanden, habe aber inzwischen gemerkt, dass es ein Fehler war und man auch Freistellen in den Wäldern braucht. Deshalb finde ich es sehr gut, dass dieses einmalige Naturschutzprojekt zum Nutzen der Natur geschaffen werden soll.

Günter Keim, Walldorf

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