Plankstädter Bahnhof - Erinnerung an die letzten Kriegstage und den Ärger, den wir mit der Frau des Bahnhofsvorstehers bekamen Im Garten Schützengraben ausgehoben

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Mit großem Interesse habe ich den Beitrag des Archivars der Gemeinde Plankstadt in der Ausgabe vom 31. Januar zum Bahnhof gelesen. Dieser Beitrag hat mich auch deshalb sehr interessiert, weil ich eigene Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Bahnhof habe.

Es war in den letzten Wochen des 2. Weltkrieges im März 1945, als einige Schulkameraden und ich den Auftrag bekamen zur Verteidigung von Plankstadt Schützengräben an Grenzen des bewohnten Gebietes anzulegen. Zum Verständnis - einigen noch lebenden Schulkameraden von mir wird dies noch bekannt sein -, muss erläutert werden, dass bereits die Jahrgänge meines Alters 1930/31 im Rahmen des "Volkssturms" (dem letzten Aufgebot des zu Ende gehenden "Dritten Reiches") zu Arbeiten herangezogen wurden, die der Verteidigung dienen sollten. So war bereits ein Aufgebot unseres Schuljahrgangs im Herbst 1944 nach Lunéville beordert worden. Ich selbst wurde damals mit aufgefordert, konnte jedoch nicht teilnehmen, da ich erkrankt war.

Eine gleiche Aufforderung erging in den letzten Herbsttagen 1945 zur Verteidigung der Heimatgemeinde. Mein Aufgabenbereich war es, am Bahnhof in Plankstadt mit anderen Schulkameraden einen Schützengraben anzulegen. Befehlsgemäß haben wir, zum großen Ärger von Frau Rohmann, der Ehefrau des Bahnhofsvorstands, dies auch in die Tat umgesetzt. Frau Rohmann war deshalb verärgert, weil sie gerade den Garten zum Frühjahr eingesät hatte, um sich mit Gemüse versorgen zu können. Leider war die Saat umsonst, weil wir den Garten zur Anlegung des Grabens umgruben. Sie bedeutete uns, dass dies völlig unnötig sei, da ein Schützengraben mehr oder weniger die heranrückenden Amerikaner nicht aufhalten könne. Dennoch taten wir unsere Pflicht, denn wir waren nicht privat tätig, sondern auf Anordnung der staatlichen Behörden (wobei ich heute nicht mehr weiß, wer diese Anordnung erteilt hatte; vermutlich war die Anordnung aus dem Bereich der Wehrverwaltung ergangen).

Tatsächlich war auch der Schützengraben in dem zum Bahnhof gehörenden Garten nicht in der Lage, den Vormarsch der Alliierten, in unserem Fall der Amerikaner, aufzuhalten. Am Karfreitag des Jahres 1945, dem 30. März, rückten die Amerikaner aus Schwetzingen kommend in Plankstadt ein. Auch dieses Datum ist für mich in wacher Erinnerung, nicht nur deshalb, weil ich am 30.3.1945 gerade 14 Jahre alt wurde und wir den Tag über im Keller verbracht hatten - die Amerikaner kamen erst am Abend durch unsere Straße, den Brühler Weg - sondern auch, weil ich am Abend zuvor zusammen mit meinen Schulkameraden Ernst Kolb und dem später in Plankstadt allseits bekannten Grundbuchratschreiber Gustav Berger - beide sind leider bereits verstorben - befehligt wurde, mich auf dem Rathaus zu melden.

Pflichtgemäß erschienen wir im Rathaus. Dort befanden sich einige Soldaten, die uns erklärten, dass wir die Aufgabe hätten, zusammen mit den Soldaten das Rathaus zu verteidigen, obwohl wir als 14-Jährige bisher weder ein Gewehr in der Hand hatten, noch damit umgehen konnten. Bei dieser Gelegenheit wurde uns mitgeteilt, dass die Amerikaner wohl aus Richtung Grenzhof kommen würden, denn dort seien bereits entsprechende Vorbereitungen getroffen. Am späten Abend wurde uns allerdings gesagt, dass wohl kein Angriff aus dem Norden, also aus Richtung Grenzhof zu erwarten sei, weil die Vorbereitungen nicht weiter geführt worden seien.

Im Augenblick stehe kein aktueller Angriff bevor. Wir könnten uns die Nacht über auf die Pritschen legen, die im Rathaus für Wehrmachtsangehörige aufgestellt waren. Ich weiß heute noch, dass diese Pritschen im Raum aufgestellt waren, der sich am Eingang des Rathauses auf der linken Seite befand.

Als am Morgen des 30. März kein aktueller Angriff auf Plankstadt drohte, wurden wir wieder nach Hause entlassen. In den Abendstunden des 30. März war es dann soweit: Plankstadt fiel kampflos in die Hände der Amerikaner.

Wenige Wochen später dann, am 8. Mai 1945, kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos. Die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, die Deutschland in den Abgrund führte, war untergegangen. Das "Deutsche Reich" unter nationalsozialistischer Herrschaft sollte entsprechend der Mentalität der damals Herrschenden "ewig bestehen". Aus diesem "ewig" waren zwölf Jahre geworden, die aber reichten, um Deutschland und seine Menschen in den Abgrund zu führen. Gerade die ältere Generation, zu der ich gehöre, wird diese Zeit nicht vergessen. Sie war geprägt von vielen Entbehrungen, begründete aber auch die Chance eines neuen demokratischen und gesellschaftlichen Aufbaus, der Grundlage unserer heutigen Gesellschaft ist. Dessen sollte man sich gerade auch in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft gelegentlich erinnern.

Dr. Lothar Gaa, Plankstadt

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