Sozialer Wohnungsbau in Hockenheim - Integration mit der Brechstange funktioniert nicht / Anwohner nicht vor den Kopf stoßen Intelligente Lösungen gefragt

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Leben die Hockenheimer Kommunalpolitiker in einer Luftblase? Oder genauer gesagt: Gibt es ein Wahrnehmungsproblem aller Parteien, wie die Bevölkerung auf die Infoveranstaltung am 17. Januar zur Anschlussunterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen reagieren würde.

Glaubten Verwaltung und Gemeinderat, die Umwandlung in Bauland von Jahrzehnte bestehenden Grünanlagen und Spielplätzen als Chance für Hockenheim verkaufen zu können, wäre überzeugend und man erhalte auch noch Applaus dafür? Können unsere Vertreter selbst an eine solche Chance glauben, insbesondere, wenn man so vorgeht und kein größeres Bemühen an den Tag legt?

Wie weit muss man sich von seiner Bevölkerung entfernt haben, um dies nicht mehr einschätzen zu können? Aber nicht nur die Kommunalpolitik scheint den Bürger nicht mehr zu verstehen. Denn die Äußerung des CDU-Bundestagsabgeordneten Olav Gutting in dieser Zeitung, er könne die Unzufriedenheit der Bevölkerung nicht verstehen, es ginge doch allen sehr gut, lässt keinen anderen Schluss zu. Sozialer Wohnungsbau - über mindestens die letzten 20 Jahre vernachlässigt - soll jetzt mit vermeintlich schnellen und kostengünstigen Lösungen vorangebracht werden. Die Umsetzung übergibt man am einfachsten an einen Investor und das Problem ist gelöst. Nachhaltige Stadtentwicklung sieht anders aus.

Die Hockenheimer Altvorderen haben schon in den frühen 1950er Jahren begonnen, Grünflächen und Spielplätze auszuweisen und diese gute Tradition wurde "bis heute" beibehalten. Hockenheim kann zu Recht stolz darauf sein. Sind die "alten Grünflächen" nun weniger wert, da sie in vermeintlich unbeplanten Gebieten liegen, wohl wissend, dass auch damals Umlegungsverfahren bestanden und die Bauwilligen Beiträge für die Grünanlagen und Spielplätze gezahlt haben? Da fragt man sich, wie geschützt sind die anderen Grünflächen und Spielplätze vor den Begehrlichkeiten einer Bebauung und wie verlässlich ist Politik?

Jedenfalls ist sicher, Integration mit der Brechstange, bei der man den jetzigen Anwohnern der Standorte vor den Kopf stößt, funktioniert so nicht. Intelligente Lösungen sehen anders aus.

Monika Ritter, Hockenheim