Energiewende - Warum die Entscheidung zum Atomausstieg ein Fehler war / Wo bleibt der Aufschrei über "soziale Kälte"? Ist Atomenergie noch vertretbar?

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Bekanntlich ereignete sich am 11. März 2011 in Japan eine schreckliche Atomkatastrophe. Ausgelöst wurde dieser größtmögliche Atom-Unfall (GAU) von einem heftigen Erdbeben im angrenzenden Ozean. Die gewaltigen Erschütterungen ließen riesige Wasserwellen entstehen, die das Atomkraftwerk von Fukushima überspülten.

Solche Katastrophen können in Deutschland nicht passieren, weil hierzulande die Atommeiler nicht in der Nähe eines Erdbeben gefährdeten Weltmeers stehen. Statt die Bevölkerung diesbezüglich über die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Ländern aufzuklären, konnten die Meinungsmacher aus dem grün-roten Parteien-Spektrum die öffentliche Meinung dermaßen beeinflussen, dass 64 Prozent der Deutschen noch vor 2020 komplett aus der Atomkraft aussteigen wollten. Bei dieser Stimmungslage revidierte die unionsgeführte Bundesregierung ihre zuvor gefassten Beschlüsse und legte mit Zustimmung der SPD und der Grünen den endgültigen Atomausstieg bis 2022 fest. Ferner wurde beschlossen, die vorübergehend abgestellten acht AKW endgültig stillzulegen.

Meines Erachtens war die Gesetzgebung in der Sache ein Fehler. Hätte aber die damalige CDU/CSU und FDP-Koalition diese Kehrtwende nicht vollzogen, wären die genannten Parteien in den folgenden Wahlen von den Bürgern abgestraft worden und Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte auch nach der Bundestagswahl 2013 ihre erfolgreiche Politik nicht fortsetzen können.

Da in Deutschland nicht immer die Sonne scheint und nicht immer heftige Winde wehen, ist der aus Solarzellen und Windrädern gewonnene Strom nicht grundlastfähig. Das heißt, dass diese erneuerbare Energie nicht immer in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Wegen des Wegfalls von acht Kernkraftwerken mussten in den letzten Jahren verstärkt fossile Grundstoffe, wie Braunkohle und Steinkohle verstromt werden. Die Folge davon ist, dass der CO2-Ausstoß wieder gestiegen ist. Diese Treibhausgase sind aber ursächlich für die Erderwärmung, die wiederum für Klimakatastrophen in aller Welt verantwortlich gemacht wird. Mit der Abschaltung der acht Kernkraftwerke, die auch im stillgelegten Zustand viel Geld kosten, aber keinen Ertrag mehr bringen, würde ein riesiges Volksvermögen vernichtet. Gleichzeitig verschlingt der Aufbau der erneuerbaren Energien gewaltige finanzielle Mittel, die die Stromverbraucher aufzubringen haben. Zwecks Finanzierung der Energiewende hat die rot-grüne Bundesregierung in den Jahren 1998 bis 2005 die Stromsteuer eingeführt und das Erneuerbare Energiegesetz (EEG) beschlossen. Gemäß meiner letzten Stromrechnung inklusive Heizstrom entfielen 60 Prozent auf staatliche Lasten und 15 Prozent für die Netze.

Es verwundert nicht, wenn viele Familien und Einzelpersonen mit geringem Einkommen die Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Nach Medienberichten ist schon während eines Jahres in 600 000 deutschen Haushalten wegen Zahlungsrückständen der Strom abgestellt worden. Wo bleibt da der Aufschrei über "soziale Kälte"? Der hoch angesehene Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) konstatierte, dass alle großen Industrie-Nationen an der Kernenergie festhalten und dass nur die Deutschen glauben, ohne Atomkraft auskommen zu können. Ein Mitarbeiter eines Stromanbieters erklärte mir kürzlich, nach seiner Meinung und nach der Überzeugung der meisten Experten könne Deutschland und die Welt auf Atomenergie nicht verzichten.

Alfons Kalb, Ketsch

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