Schweizer Geothermie-Studie - Wissenschaftlichkeit steht in Frage Kritisch zu sehen

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Meine Stellungnahme nimmt Bezug auf: Studie der Stiftung Risiko-Dialog/St. Gallen: "Analyse von Einstellungen und Wahrnehmungsprozessen" im Rahmen des Forschungsprojektes "Evaluation der Öffentlichkeitsarbeit für Geothermieprojekte in Deutschland und Erarbeitung von praxisbezogenen Hilfestellungen für Entwickler und Betreiber von geothermischen Anlagen" (s. Internet: http://www.risiko-dialog.ch/images/RD-Media/PDF/Publikationen/Studien/Geothermie_BMU_Stakeholderanalyse_SRD_20120717.pdf). Weiter nehme ich Bezug auf den Artikel "Kein Vertrauen in Wissenschaft von Ralf Strauch in der Schwetzinger Zeitung vom 29. November:

Die St. Galler Studie, über die in der SZ ziemlich unkritisch berichtet wird, muss sich einige grundlegende kritische Anmerkungen gefallen lassen:

1. Im "Hinweis" vorneweg wird die Unabhängigkeit betont. Diese ist jedoch sehr in Frage zu ziehen, denn schon Auftraggeber (Enerchange/Freiburg) und die genaue Bezeichnung des Forschungsprojektes (s.o.) lassen daran größte Zweifel aufkommen.

2. Die Methode, auf der Basis einiger weniger Interviewpartner pro Standort zu relativ weitreichenden Aussagen zu kommen, ist äußerst fraglich und hält keiner ernsthaften wissenschaftlichen Prüfung stand.

3. Hier werden die Aussagen einiger weniger Interviewpartner pro Standort miteinander verglichen, ohne in ausreichendem Maße die Fakten und Besonderheiten des jeweiligen Standortes (Entstehung und Ausrichtung des Projektes, Größe, Betreiber beziehungsweise Investoren, vor allem auch technologische, geologische und geographische Besonderheiten und genaue Untersuchung des jeweiligen Standortes und anderes) zu berücksichtigen.

4. In Bezug auf Brühl werden Unwahrheiten verbreitet, beispielsweise es habe anfangs "ein großes Hurra" an Zustimmung gegeben - das ist definitiv falsch, was die Bevölkerung angeht. Oder: der Widerstand habe sich zu spät formiert.

5. Der Entwicklungsstand von Forschung und Technologie der Tiefen-Geothermie wird keinerlei kritischer Prüfung unterzogen. Sonst könnte man zum Beispiel zu dem Fazit kommen, dass dort, wo der Kenntnisstand der Bevölkerung am höchsten ist, der Widerstand auch am größten ist - siehe Brühl. Der hohe Kenntnisstand der Bevölkerung ist aber ein Verdienst der Bürgerinitiative gegen Geothermie Brühl/Ketsch und nicht etwa des Betreibers oder gar der Gemeindeverwaltung.

6. Die "Diskussion" der Ergebnisse kommt aufgrund der mangelhaften Datenerhebung zu falschen Schlüssen; der folgenreichste davon: Die Kommunikation, sprich Öffentlichkeitsarbeit, müsse eben verbessert werden, um zu akzeptierten Projekten zu kommen!

Hier wird dann wieder sehr deutlich, in welchem Interesse und für welchen Auftraggeber die Stiftung Risiko-Dialog arbeitet (siehe oben)!

Dies ist keine ernstzunehmende wissenschaftliche Studie, sondern aufgrund dürftiger Datenermittlung allenfalls eine Meinungsäußerung mit zweckgebundenem Interesse unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit.

Die Schwetzinger Zeitung hätte mit ihrer besseren Faktenkenntnis auf Brühl bezogen gut daran getan, wenigstens ein paar kritische Anmerkungen einfließen zu lassen und nicht noch mit einem Kommentar den schalen Eindruck zu verstärken. Prof. Dr. Antonius Sommer, Brühl

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