Rentenunrecht und Kinderlosigkeit - Menschen nicht verurteilen und verunglimpfen / Es gibt eine Reihe von Hilfestellungen Manche wünschen sich sehnlich Kinder

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Ich möchte auf den Leserbrief "Rentenunrecht - in Deutschland lebt man gut von Kindern, die man selbst nicht hatte" antworten: Woher nehmen Sie das Recht, kinderlose Menschen zu be(ver)urteilen? Woher wollen Sie wissen, ob sich diese bewusst gegen eigene Kinder entschieden oder sich sehnlich welche gewünscht haben? Ist es vielleicht sogar eine Frage der Intelligenz oder Bildung, ein Kind zu zeugen? Das ist allerdings bei Naturvölkern, beziehungsweise der Überbevölkerung mancher Entwicklungsländer kaum vorstellbar.

Kinder sind das Wichtigste - Sie erwähnen das sogar zweimal. Da bin ich Ihrer Meinung. Allerdings nicht nur - wie bei Ihnen - für die Rente! Kinder sind das Beste und Schönste. Sie schenken so viel Freude (nicht immer), sind dankbar für die Liebe, die man ihnen entgegen bringt. Man könnte noch sehr viel dazu sagen. Aber sie kosten Geld (es kommt auf die heutigen hohen Ansprüche an), viel Verantwortung und noch mehr. Ich kenne Sie nicht, weiß nicht ob Sie berufstätig sind, ob Sie kurz vor der Rente stehen? Ob und wie viele Kinder Sie haben? Was verstehen Sie eigentlich unter "normale Kinderzahl"? Wenn Sie Kinder haben, danken Sie Gott dafür, desgleichen für alle (auch finanzielle) Vergünstigungen, die damit einher gehen. Diese Gelder werden in erster Linie von den Steuern der von Ihnen bezeichneten "kinderlosen Doppelverdiener" (höchste Steuerklasse) finanziert. Von Ihnen unter anderem tituliert als "kinderlose Freizeitliebhaber mit hohen Rentenansprüchen - satt und bequem als deutsche Reiseweltmeister". Oder als "heutige Heerschar der kinderlosen Doppelverdiener, die für halbe Leistung (Kindererziehung) doppelte Rente verlangen". Dass Sie sich nicht schämen, solche hass- und neiderfüllten Äußerungen zu veröffentlichen!

Meine Eltern hatten vier Kinder, aber weder Elterngeld noch sonstige Unterstützungen, was heute selbstverständlich, aber nie genug ist! Es war Krieg, unser Vater dann noch in Russland in Gefangenschaft. Wir waren Kinder, wir können bis heute nicht nachvollziehen, was unsere Mutter geleistet hat, um uns zu strammen Beitragszahlern großzuziehen. Forderungen wie "Aufwendungen für Kindererziehung von der Steuer absetzbar", "Versicherungsbeiträge je nach Kinderzahl kürzen, für Kinderlose deutlich erhöhen" sind doch schon lange Tatsache! Warum sind Sie so unzufrieden? Sie bangen um Ihre Rente? Vielleicht zu Recht?! Das berechtigt Sie allerdings noch lange nicht zu einem Rundumschlag! Was verstehen Sie unter "Rentenunrecht"?

Ich kann gerne zwei wirkliche Beispiele für Rentenunrecht nennen: Wenn beide Ehepartner jahrzehntelang ihre Rentenbeiträge geleistet haben und der eine Partner stirbt. Beim Hinterbliebenen wird die Witwenrente um 25 Prozent gemindert, weil er als Rentner selbst Rente bekommt! Wie sehen Sie das? Oder zwei Kollegen, gleiche Berufe, gleiche Arbeit, gleiches Gehalt, gleiche Krankassenbeiträge. Aber: der Eine hat zwei oder mehr Kinder, bei ihm sind die Frau und alle Kinder mitversichert und ärztlich versorgt. Der Andere ist alleine versichert, ärztlich versorgt. Das ist doch eine Ihrer vielen Forderungen!

Für mich ist das eigentlich ok. Dafür sind wir ja ein "Sozialstaat"! Sicher haben Sie den Leserbrief von Monika Höfer gelesen!? Er war am Samstag direkt neben Ihrem abgedruckt. Auch sie prangert manches an, was nicht in Ordnung ist. Diese Frau schreibt sachlich. Wie sie unter anderem erwähnt und eigentlich jeder weiß, gibt es in Deutschland schon lange Rentner, die nach 45 und mehr Berufsjahren an der Armutsgrenze leben. Denken Sie, dass diese auch zu der von Ihnen erwähnten Heerschar gehören?

Gisela Wörn, Schwetzingen

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